Drei Gipfeltreffen in Asien:Glanz und Größe

China's President Xi Jinping shakes hands with Japan's Prime Minister Shinzo Abe during their meeting on the sidelines of the APEC meetings in Beijing

Erstes Aufeinandertreffen nach zweijähriger Eiszeit: der chinesische Staats- und Parteichef Xi Jinping (rechts) und der japanische Ministerpräsident Shinzo Abe.

(Foto: REUTERS)
  • Gleich drei Gipfeltreffen stehen in dieser Woche in Asien an: Wladimir Putin und Barack Obama sind unter den geladenen Gästen - EU-Vertreter bleiben jedoch außen vor.
  • Am Rande des Asiatisch-pazifischen Wirtschaftsforums (Apec) trafen der chinesische Regierungschef Xi Jinping und Japans Ministerpräsident Shinzo Abe am Montagmorgen aufeinander.
  • In Myanmar tagen die Staaten Südostasiens bei der Asean-Konferenz, anschließend findet der Ostasien-Gipfel (EAS) statt.

Von Arne Perras

Wenn in Europa von "asiatischen Wochen" die Rede ist, denken manche zuerst an Suppe Tom Yam, an Frühlingsrollen oder Pekingente. War da sonst noch etwas? Wenn in Asien eine "asiatische Woche" ausgerufen wird, sieht die Menüfolge etwas anders aus: Apec, Asean, EAS. Gleich drei Gipfeltreffen bringen in diesen Tagen zahlreiche Staats- und Regierungschefs an einen Tisch.

In China tagt das asiatisch-pazifische Wirtschaftsforum (Apec), in Myanmar versammeln sich die Staaten Südostasiens zur Asean-Konferenz. Und schließlich folgt dort noch der Ostasien-Summit (EAS), der zu den jüngeren Erfindungen unter den Politgipfeln zählt.

Es ist die ganz große Bühne: Wladimir Putin, Barack Obama, Narendra Modi - sie alle sind nach China und Myanmar geladen. Die Staaten der EU aber schauen zu; sie müssen sich erst noch daran gewöhnen, dass globale Fragen nun auch öfter mal ohne sie debattiert werden. Trost bietet nur der G-20-Gipfel am Samstag im australischen Brisbane, wo Europa wieder stärker mitmischt.

Muss sich Europa für den asiatischen Gipfeltanz überhaupt interessieren? Die EU-Staaten sehen sich ja derzeit schon umzingelt von internationalen Brennpunkten und Krisen: Islamischer Staat, Ukraine, Ebola. Sie fühlen sich bedroht von den Entwicklungen in der arabischen Welt, vom Konflikt mit Russland und von den Killerviren, die jenseits des Mittelmeers grassieren. Zeit, in den Fernen Osten zu blicken, nehmen sich da nur wenige. Man muss das nicht als eurozentrische Ignoranz einstufen. Es kann auch ein Indiz dafür sein, dass sich dieses eher wenig beachtete, riesenhafte Asien weitaus weniger chaotisch und weniger gewalttätig entwickelt als andere Regionen.

Gleichwohl ist es geboten, dass Europa die Entwicklungen im südlichen und östlichen Asien nicht aus den Augen verliert. Die EU-Länder werden nur dann ihren Wohlstand in die nächsten Jahrzehnte hinüberretten können, wenn sie in diesen fernen Märkten Asiens noch stärker Fuß fassen als bisher. Gerade Exportnationen wie Deutschland hängen, je nach Wirtschaftszweig, mehr oder weniger am asiatischen Tropf. Dieser Trend wird sich noch verstärken.

Europa - das ist die Welt der putzig anmutenden Städte

Während solcher Gipfeltreffen betreiben auch die Asiaten viel Nabelschau. Um Europa kümmern sie sich immer weniger, obgleich die EU für viele Staaten der Region wichtiger Handelspartner ist. Dieses Desinteresse hat viel mit stereotypen Vorstellungen eines inzwischen kraftlosen Europas zu tun.

Europa - ist das nicht die Welt der schönen, beinahe putzig anmutenden Städte, in denen man vor allem Geschichte bestaunen kann? Besucher aus Asien betrachten europäische Orte oftmals schon als lebende Museen, sehenswerte, vielleicht sogar liebenswerte, aber dennoch in die Vergangenheit weisende Welten - während sie selbst, unbeirrt und schnellen Schrittes, voraneilen.

Die Zukunft gehört ihnen, davon sind viele in Fernost überzeugt. Und dieses Empfinden speist ein Selbstvertrauen, das auch politisch immer schärfer erkennbar wird, vor allem in den großen Gesellschaften Asiens. Der Nationalismus gewinnt an Kraft, in Indien, China, Japan und auch in Indonesien. Glanz und Größe der Nation bestimmen zunehmend politische Diskurse, und dabei paaren sich im Denken oftmals zwei Gewissheiten. Da ist der Stolz auf einstige historische Größe, an die Asiens Nationen wieder anknüpfen möchten. Und da ist der Glaube an die eigene ökonomische Kraft, die genau diesen nationalen Aufstieg ermöglichen soll.

Ein wachsender Nationalismus birgt auch Konfliktpotenzial

In der Zuversicht, weiter zu wachsen, liegt großes Potenzial für die Weltwirtschaft, aber auch Gefahr für den Frieden. Einerseits streben diese Staaten nach mehr regionalem Handel und einem immer größeren Wirtschaftsraum. Andererseits sind es die vielen umstrittenen territorialen Grenzen in Asien, die zunehmend für Spannungen sorgen. Die Atommächte China und Indien können sich nicht auf eine gemeinsame Grenzlinie im Himalaja einigen, Peking und Tokio streiten um Felsen im Meer, südostasiatische Länder fürchten Chinas Gebietsansprüche direkt vor ihren Küsten.

Das alles muss nicht zum Krieg führen, aber wachsender Nationalismus kann diese Konflikte erheblich anfachen. Es sieht so aus, als würden Asiens Staats- und Regierungschefs den Nationalstolz in ihren Ländern vor allem als positiven Impuls für den eigenen Fortschritt betrachten. Deshalb fördern sie ihn auch häufig. Ein Risiko für den Weltfrieden sehen sie darin kaum. Eine Debatte darüber hat in vielen Teilen Asiens noch gar nicht begonnen, ist aber überfällig, wenn die Muskelspiele in Fernost beherrschbar bleiben sollen.

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