In der Synagoge in Nürnberg gibt es einen alten Kantor, einen Vorbeter, der aus Argentinien stammt. Er singt schon seit 1970 in dem jüdischen Gebetshaus, er leitet Gottesdienste mit einer Stimme, die auch im hohen Alter noch warm und gefühlvoll klingt. Er singt Gebete, er singt aus der Thora, freitagabends segnet er den Wein, samstagvormittags die Gemeinde. Er hat schon Generationen von Jungen auf ihre Bar Mitzwa vorbereitet, mit Geduld und großväterlichem Zwinkern, auch den Verfasser dieser Zeilen. Aber selbst für diesen lebenserfahrenen Menschen, sein Name ist Baruch Grabowski, der scheinbar so sehr dazugehört inzwischen, ist doch immer klar geblieben: Zur Entspannung besteht als Jude kein Anlass.
Das Politische Buch:Weggeschaut, verniedlicht, verdrängt
Der Historiker Uffa Jensen hat den antisemitischen Doppelmord in Erlangen im Jahr 1980 rekonstruiert und analysiert, warum die Behörden Fehler über Fehler begingen und von rechtem Terror gar nichts wissen wollten.
Von Ronen Steinke
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