Doppelanschlag in Reyhanli:Türkei macht Linksextremisten für Anschläge verantwortlich

Die türkische Regierung wirft türkischen Linksextremisten vor, die Anschläge in Reyhanli verübt und mit dem syrischen Regime zusammengearbeitet zu haben. Die Zahl der Toten erhöhte sich auf mindestens 48.

Nach dem Doppelanschlag im türkischen Reyhanli sind in einem Abwasserkanal der Stadt nahe der syrischen Grenze zwei weitere Leichen entdeckt worden. Die Zahl der Todesopfer stieg damit auf 48. CNN Türk berichtete sogar von 49 Opfern. Viele weitere Menschen wurden zwei Tage nach den Explosionen noch vermisst. Mehr als 50 Menschen wurden bei den Bombenanschlägen verletzt.

Am Anschlagsort werden die Aufräumarbeiten fortgesetzt. Behördenmitarbeiter versuchen, das ganze Ausmaß der Zerstörung zu ermitteln. Die Detonation zweier Autobomben am Samstag war so heftig, dass sie noch mehrere Kilometer entfernt Spuren hinterließ.

Die türkische Regierung macht eine marxistische Gruppe mit Verbindungen zur syrischen Staatsführung dafür verantwortlich. Auch der Sprengstoff soll aus Syrien geliefert worden sein. Neun Menschen wurden am Sonntag festgenommen. Einige von ihnen gestanden nach Angaben der Regierung ihre Beteiligung. Türkische Medien berichteten, es handele sich um Mitglieder der "Revolutionären Volksbefreiungspartei/-front" (DHKP-C) sowie einer Splittergruppe der "Türkischen Volksbefreiungspartei-Front" (THKP-C). Alle Festgenommenen seien türkische Staatsbürger, hatte Vize-Regierungschef Besir Atalay am Sonntag erklärt. Innenminister Muammer Güler sagte, unter den Festgenommenen sei auch ein Kopf der Gruppe. Nach weiteren Verdächtigen werde gesucht.

Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogansagte, sein Land werde auf die Tat zu gegebener Zeit reagieren, zitierten türkische Medien den Regierungschef. "Hinter dieser Tat steckt das Regime. Das ist gewiss", sagte Erdogan demnach. Zuvor hatte Erdogan gewarnt, es gebe Versuche, die Türkei mit Provokationen in den Bürgerkrieg in Syrien zu verwickeln. "In diese Falle werden wir nicht treten", sagte er.

Ein syrischer Oppositioneller sagte: "Wir hatten eine Woche vor den Anschlägen über einen Informanten, der Syrien inzwischen verlassen hat, erfahren, dass diese linksextreme Gruppe mit Beziehungen zum Regime Anschläge in der Türkei und in Katar plant."

Damaskus dementiert syrische Verwicklung

Damaskus wies eine Verwicklung in die Anschläge zurück. Ein syrischer Parlamentarier behauptete, die Sprengsätze seien von Terroristen für Anschläge in Syrien vorbereitet worden und nur versehentlich in der Türkei explodiert. Sherif Schehata, der als Sprachrohr des Regimes von Präsident Baschar al-Assad gilt, sagte dem arabischen Nachrichtensender al-Dschasira: "Die Grenzen zwischen Syrien und der Türkei sind immer noch offen für diese Terroristen, die von Erdogans Seite kommen und nicht etwa von der "Schabiha"-Miliz oder von den Regierungstruppen." Das Einzige, was die türkische Regierung tun müsse, um den Terror zu stoppen, sei, den Strom von Waffen und arabischen Extremisten über die Türkei nach Syrien zu stoppen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: