Donald Trump:Wie ein Mafiaboss

Donald Trump mit Justizminister Jeff Sessions

Jeff Sessions hat keinen dramatischen Fehler gemacht, kein Skandal treibt ihn aus dem Amt. Donald Trump wollte es so.

(Foto: REUTERS)

Justizminister Sessions muss gehen, weil er Trump zu anständig war. Die Demokraten sollten sich mit dem Fall befassen.

Kommentar von Thorsten Denkler, Washington

Das war kein Rücktritt, auch wenn es nun so aussehen soll. Es war ein achtkantiger Rausschmiss, der sich an diesem Mittwoch vollzogen hat: US-Justizminister Jeff Sessions musste gehen, weil Donald Trump es so wollte. Der US-Präsident hat ihn abserviert - wie ein Mafiaboss einen in Ungnade gefallenen Unterling. Es war ja klar, dass sich der Justizminister nach den Midterms nicht lange im Amt würde halten können. Aber die letzten Wahlkreise waren am Mittwoch noch nicht ausgezählt, da wurde die Nachricht schon öffentlich, auch das macht den Vorgang so unappetitlich.

Sessions hat keinen dramatischen Fehler gemacht, kein Skandal treibt ihn aus dem Amt. Zumindest nach außen hin hat Sessions sich Trump gegenüber immer loyal gezeigt. Er hat, wenn es um Migration ging, das Gesetz bis zum Anschlag gedehnt, zum Beispiel, um Familien an der Grenze zu trennen, wenn sie ohne Erlaubnis in die USA gekommen sind. Aber er hat das Gesetz nicht gebrochen. Sessions ist ein konservativer Hardliner. Aber er hat sich nicht über Recht und Gesetz gestellt.

Deshalb hat er sich auch im Frühjahr 2017 von der Aufsicht über die Russland-Ermittlungen zurückgezogen. Er sah sich als befangen an, weil er selbst Kontakte zu russischen Offiziellen hatte, die das FBI damals untersuchte. Das FBI wiederum ist formal dem Justizminister unterstellt. Es war eine völlig richtige und anständige Entscheidung, dass Sessions die Aufsicht in dieser Sache seinem Stellvertreter Rod Rosenstein überließ. Der installierte dann Robert Mueller als Sonderermittler in der Russland-Affäre - das ist es, was Trump Sessions persönlich ankreidet.

Trump schätzt nicht den Anstand, er schätzt unbedingte Loyalität. Über Sessions' Bedenken hat er gewitzelt und öffentlich dessen Führungsfähigkeiten in Frage gestellt. In den vergangenen Monaten, als die Mueller-Ermittlungen in ersten Verurteilungen mündeten, wurde das Verhältnis der beiden immer angespannter. Gefeuert aber hat Trump Sessions so kurz vor der Wahl dennoch nicht - er hätte konservative Kreise gegen sich aufgebracht, in denen Sessions durchaus beliebt ist.

Jetzt aber, nach der Wahl, da war Sessions überfällig. Sein Abgang wird die Frage befeuern, ob Trump die Russland-Ermittlungen nun doch noch selbst beendet. Das wird er, wenn er schlau ist, besser nicht tun - er muss es aber auch nicht. Er muss nur jemanden in das Amt hieven, der den dreckigen Job für ihn macht, der erst Rosenstein entfernt und dann die Mueller-Ermittlungen begräbt. Die Hauptsache ist, dass an Trump nichts Gerichtsfestes kleben bleibt. Matthew Whitaker, der neue Justizminister, könnte der Mann sein, unter dem dies geschieht; als wichtigste Qualifikation für das Amt gilt, dass er loyal zu Trump steht.

Umso wichtiger wird es sein, dass die Demokraten sich den Hinauswurf von Sessions bald vornehmen. Trump hat zwar damit gedroht, jede Zusammenarbeit mit den Demokraten einzustellen, wenn sie anfangen, gegen ihn zu ermitteln. Aber das zeigt nur, wie nervös Trump ist. Sessions könnte eine gute Quelle sein. Redet er, dann kann es für Trump sehr unangenehm werden.

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