Süddeutsche Zeitung

US-Wahl 2020:Erster Republikaner will gegen "Schulhofrüpel" Trump antreten

  • Bill Weld will als erster Republikaner versuchen, Trump die Präsidentschaftskandidatur 2020 streitig zu machen.
  • Auch wenn der früherer Gouverneur von Massachusetts nicht gegen den Präsidenten gewinnen sollte, könnte er ihm doch gefährlich werden.
  • Angeblich wollen auch andere Republikaner gegen Trump antreten.

Von Thorsten Denkler, New York

William "Bill" Weld ist also der erste. Der erste Republikaner, der versuchen will, dem amtierenden Präsidenten 2020 die Wiederwahl streitig zu machen. Es gibt ja inzwischen schon eine Reihe von Demokraten, die mit aller Kraft verhindern wollen, dass Donald Trump eine zweite Amtszeit bekommt. Aber bisher hatte sich noch kein Republikaner gefunden, der ähnliches probiert, um diesen - auch in den Augen mancher Konservativer - schlimmsten US-Präsidenten aller Zeiten loszuwerden.

Am Freitag hat Weld in Bedford, New Hampshire, verkündet, ein sogenanntes Erkundungskomitee zu gründen, eine Vorstufe zur tatsächlichen Kandidatur. Das Komitee hat die Aufgabe, herauszufinden, ob Weld genug Spender und genug Geld zusammenbekommt, um republikanische Vorwahlen zu überstehen. Schafft er das, will er seine Kandidatur offiziell machen.

Weld hatte ein paar recht klare Botschaften dabei. Er hoffe, dass sich die republikanische Partei zurückbesinnt auf die Werte, die Abraham Lincoln ihr einst mitgegeben hat. Es mache ihn wütend, wie viel Energie in der Gesellschaft für die spalterische Kultur von Präsident Trump draufgeht. Er nannte Trump einen "Schulhofrüpel", instabil, und nur davon getrieben, sich selbst zu dienen und nicht dem Land. Weld: "Wir können nicht passiv dasitzen, während unsere Demokratie leise in die Dunkelheit rutscht."

Weld, 73 Jahre alt, ist heute eher ein Außenseiter in der US-amerikanischen Politik. Aber immerhin war er 1991 bis 1997 der Gouverneur des Bundesstaates Massachusetts. Als Jurist hatte er eine steile Karriere gemacht. Bis hin zum Bundestaatsanwalt für den Bezirk Massachusetts. Und von dort ins Justizministerium in Washington, wo er sieben Jahre lang in höchsten Positionen diente. Er habe dort gelernt, dass nichts wichtiger sei als Rechtsstaatlichkeit. Davon gehe alles andere aus.

Ansonsten aber hat er Pech gehabt, wenn er für andere Wahlämter angetreten ist. 1996 wollte er Senator für seinen Bundestaat werden. Er verlor gegen John Kerry, den späteren US-Außenminister. 1997 trat er als Gouverneur zurück, nachdem ihn der demokratische Präsident Bill Clinton als Botschafter in Mexiko nominierte hatte. Allerdings wurde die Nominierung nicht vom Senat bestätigt.

Er zog in den Bundestaat New York und versuchte dort im Jahr 2005 Gouverneur zu werden. Seine Kandidatur scheiterte schon in den Vorwahlen. 2008 unterstütze er dann die Präsidentschaftskandidatur des Demokraten Barack Obama. Und zur Präsidentschaftswahl 2016 trat er neben dem libertären Kandidaten Gary Johnson als dessen "running mate" für den Posten des Vize-Präsidenten an.

Die Aufgabe, die Weld sich da vorgenommen hat, ist nicht einfach. In landesweiten Umfragen hat Trump derzeit zwar mit die schlechtesten Zustimmungswerte aller Präsidenten der jüngeren US-Geschichte. Unter Republikanern aber ist er äußerst beliebt. Ernstzunehmende Institute kommen auf knapp 90 Prozent Unterstützung unter seinen Parteifreunden. Erst wenn der Wert auf unter 75 Prozent sinkt, könnte Weld dem Präsidenten gefährlich werden.

Auch kleine Siege können Trump schwach aussehen lassen

Aber vielleicht genügt es Weld auch, Trump nicht unwidersprochen die Kandidatur zu überlassen. Mit etwas Glück könnten ihm Achtungserfolge etwa in den Vorwahlen in New Hampshire und anderen Bundestaaten gelingen, die Anfang 2020 beginnen. Solche Siege könnten Trump schwach aussehen lassen.

Ein taktisches Vorbild könnte Patrick Buchanan sein, ein früherer Ultratrechter unter den Republikanern. Er trat 1992 gegen den amtierenden Präsidenten George H. W. Bush an. Buchanan verlor zwar die Vorwahlen. Aber er holte satte 32 Prozent der Stimmen. Bush hat sich von diesem viel zu knappen Sieg nicht erholt und verlor später die Präsidentschaftswahl nach nur einer Amtszeit.

Es wäre allerdings schon eine Sensation, wenn es Weld in die Vorwahlen schafft. Aber selbst wenn nicht, ist es doch ein Zeichen des innerparteilichen Protestes gegen Trump. Vielleicht kein großes. Aber immerhin.

Womöglich bleibt er auch nicht alleine mit der Aufgabe, Trump die Stirn zu bieten. Es wird spekuliert, dass der Gouverneur von Maryland, Larry Hogan, und der frühere Gouverneur von Ohio, John Kasich, Trump in den Vorwahlen herausfordern könnten. All drei haben eines gemeinsam: Sie haben Trump nie unterstützt.

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