An diesem Montag um 15.44 Uhr hat Ron DeSantis, der Gouverneur von Florida, ein Dekret unterzeichnet, in dem es heißt: „In Anbetracht dessen, dass ein Tiefdruckgebiet, das sich über den Golf von Amerika bewegt und mit arktischer Luft interagiert, ab Dienstag, 21. Januar 2025, weitverbreitetes Winterwetter nach Nordflorida bringen wird“, rufe er, DeSantis, den Notstand aus.
Es war sicherlich kein gutes Omen für den Golf von Amerika, dass er gleich am ersten Tag seiner Existenz von einem Blizzard heimgesucht wurde. Denn so regelmäßig diese Weltgegend mit verheerenden Tropenstürmen zu kämpfen hat, Schneestürme gibt es hier eher selten. Dem National Weather Service zufolge war es die erste Blizzard-Warnung überhaupt an der Golfkünste.
Zwölf Meilen jenseits der Küste beginnen die internationalen Gewässer
So ganz nebenbei hat Ron DeSantis vermutlich einen Rekord aufgestellt. Denn als er den Begriff „Golf von Amerika“ in einem offiziellen Dokument des Bundesstaates Florida erstmals verwendete, war die Amtsantrittsrede von Donald Trump erst gut drei Stunden alt. In dieser Rede hatte der neue US-Präsident unter anderem verkündet, dass der Golf von Mexiko in den Golf von Amerika umbenannt werden soll. Noch am selben Tag unterschrieb Trump eine Verordnung, mittels derer er seinen designierten Innenminister Doug Burgum dazu aufforderte, den Namen des Gewässers im „Geographic Names Information System“ der USA binnen 30 Tagen ändern zu lassen.
Ob das eine absurde Randnotiz dieses an Absurditäten nicht armen Tages bleibt oder ob tatsächlich die Erdkundebücher umgeschrieben werden müssen, das hängt natürlich davon ab, wer außer Trump den neuen Namen alles verwenden wird. Der frühere Trump-Rivale DeSantis – dem neuen Präsidenten inzwischen auf Unterwürfigste verbunden – hat nur drei Stunden gebraucht, um zu entscheiden: Er macht es.
Dass es auch anders geht, hat die mexikanische Präsidentin Claudia Sheinbaum bewiesen. Als sie erstmals von Trumps Golf-Plänen hörte, reagierte sie mit dem gebotenen Spott und schlug vor, im Gegenzug Nordamerika in Mexikanisch-Amerika umzutaufen.
Der Golf von Mexiko ist ein Randmeer des Atlantischen Ozeans, umgeben von den USA, Mexiko und Kuba. An seinen Küsten liegen Städte wie New Orleans, Cancún und Havanna, in seinen Tiefen liegen unerschlossene Ölfelder. Wenn Trump sagt, wir benennen den jetzt um, denn „er gehört uns“, dann ist das selbstverständlich falsch. Laut dem UN-Seerechtsübereinkommen haben die USA die Kontrolle über alles, was zwölf Seemeilen jenseits ihrer Küste liegt, dann beginnen die internationalen Gewässer. Richtig ist hingegen, dass der Golf von Mexiko auch nicht immer Golf von Mexiko hieß.
Den Signal-Iduna-Park nennen die meisten weiter „Westfalenstadion“
Auf Karten spanischer Kolonialisten des 16. Jahrhunderts war er als „Golfo de Nueva España“ eingezeichnet, andere sprachen auch von „the Spanish sea“. Der Washington Post zufolge waren es französische Jesuiten, die auf einer Karte aus dem Jahr 1672 den Begriff „Golphe da Mexique“ prägten. Das wären aber immer noch mehr als einhundert Jahre vor der Gründung der Vereinigten Staaten von Amerika.
In den USA gibt es das Board on Geographic Names, eine Bundesbehörde, die für die Vereinheitlichung von Ortsnamen zuständig ist. Sie rät grundsätzlich von Namensänderungen ab, es sei denn, es gebe einen „zwingenden Grund“. In diesem Fall ist Donald Trumps Ego der Grund, und das ist sicherlich zwingend genug, um die Umbenennung einer Meeresbucht auf Veröffentlichungen von US-Bundesbehörden durchzusetzen. Aber so wenig, wie Borussia Dortmund alle Fußballfans zwingen kann, zum Westfalenstadion Signal-Iduna-Park zu sagen, so wenig kann Trump aller Welt den Golf von Amerika verordnen.
Und wenn am Ende die einen so und die anderen so sagen, dann ist das zwar nicht ideal, aber auch nicht so ungewöhnlich. Eines der geringeren Probleme am Grenzfluss zwischen Mexiko und den USA ist sicherlich, dass ihn die Mexikaner Río Bravo und die Amerikaner Rio Grande nennen.

In seinem Dekret mit dem Titel „Restoring Names That Honor American Greatness“ hat Trump zum Amtsantritt aber noch eine zweite geografische Umbenennung verfügt. Der 6190 Meter hohe Denali in Alaska, der höchste Gipfel Nordamerikas, soll künftig wieder Mount McKinley heißen.
Alaskas Ureinwohner vom Volk der Koyukon-Athabasken haben diesem Berg schon vor vielen Jahrhunderten den Namen Denali (der Große) gegeben. Im Jahr 1896 benannte ihn dann ein Goldsucher zu Ehren des republikanischen Präsidentschaftskandidaten William McKinley, der die Wahl dann auch tatsächlich gewann. Mindestens seit 1917, seit also der Berg offiziell Mount McKinley hieß, tobt ein Streit um seinen Namen, daran änderte auch die 2015 von Barack Obama veranlasste Rücktaufe in Denali wenig.
Lisa Murkowski und Dan Sullivan, die beiden republikanischen Senatoren von Alaska, haben Trumps erneute Umbenennung nun scharf kritisiert. Sullivan sagte, er bevorzuge den Namen, den das „sehr zähe, sehr starke und sehr patriotische Volk der Athabasken“ dem Berg vor Tausenden Jahren gegeben habe.
Auf William McKinley, den 25. Präsidenten der USA, ging Ende des 19. Jahrhunderts der sogenannte McKinley Tariff zurück, Importzölle von bis zu 50 Prozent. Kein Wunder, dass er zu Trumps Nationalhelden gehört. Fast schon ein wenig erstaunlich ist, dass dieser Mann, der so gerne Hochhäuser und Golfplätze mit seinem Namen schmückt, bislang nicht auf die Idee kam, einen Berg oder auch einen Golf nach dem 45. und 47. Präsidenten zu benennen.