USA:Welcome in der Trump Avenue

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„Durch die Umbenennung der Palm Avenue wird sein Vermächtnis für immer verewigt“: Im Stadtparlament von Hialeah haben sowohl Republikaner als auch Demokraten für die Umbenennung der bisherigen Palm Avenue gestimmt. (Foto: Brian Snyder/REUTERS)

Warum in einem Vorort Miamis eine Durchgangsstraße bereits jetzt nach dem künftigen Präsidenten benannt wurde.

Von Boris Herrmann, New York

Dem Regionalpolitiker Kevin Cabrera aus dem Süden Floridas werden größere Ambitionen nachgesagt. Es heißt, er lasse wenig unversucht, um sich einen Posten in der zweiten Trump-Administration in Washington zu sichern. Die Chancen stehen offenbar nicht schlecht, denn zum einen nimmt Donald Trump praktisch jeden, der aus Florida kommt. Zum anderen ist der künftige US-Präsident ein großer Freund von schamlosen Schmeicheleien – solange sie ihm persönlich gelten. Kevin Cabrera hat diesbezüglich ganze Arbeit geleistet. Er war die treibende Kraft hinter der Umbenennung der Palm Avenue in Hialeah, einer Stadt mit knapp 225 000 Einwohnern im Speckgürtel von Miami. Die Palm Avenue ist dort die zentrale Verkehrsader. Sie heißt ab sofort: „President Donald J. Trump Avenue“.

Als dieser Tage in Hialeah die blauen Schilder mit dem neuen Namen aufgestellt wurden, sagte Cabrera, Präsident Trump verkörpere den öffentlichen Dienst in seiner Reinform. „Durch die Umbenennung der Palm Avenue wird sein Vermächtnis für immer verewigt.“ Cabrera gedachte in seinem Statement auch schon der „zukünftigen Generationen“, die diese Straße eines Tages entlangfahren werden, um sich von Trumps Kampf für die Freiheit inspirieren zu lassen. Nach allem, was man weiß, ist das genau der Grad der Unterwürfigkeit, denn der künftige Präsident für absolut angemessen hält.

Der vielleicht erstaunlichste Aspekt an der neuen Trump Avenue ist aber: Die Demokraten hätten sie verhindern können. Denn sie haben die Mehrheit der Sitze in der Versammlung des Landkreises Miami-Dade, in der über die Namensänderung abgestimmt wurde. Die Wahl ging dennoch neun zu eins für Cabreras Initiative aus. Lediglich eine Demokratin mit haitianischen Wurzeln stimmte dagegen. In einem Statement, das wie eine Entschuldigung klang, verwies sie darauf, dass Trump im Wahlkampf die infame Lüge verbreitet hatte, in Ohio würden Haitianer die Katzen und Hunde ihrer Nachbarn verspeisen.

Sicherlich gäbe es noch andere gute Gründe, eine Straße nicht auf den Namen Trump zu taufen. Etwa die Tatsache, dass es in diesem Land ja keineswegs an Dingen mangelt, die bereits nach ihm benannt sind: Trump Tower, Trump Taj Mahal, Trump Café, Trump Grill, Trump Ice Cream, Trump Burger, Trump University, Trump Highway, Trump Force One, Trump Turnschuhe, um nur einige zu nennen. Es gibt sogar einem Trump Vodka, obwohl Trump keinen Alkohol trinkt, und irgendwo in Nevada haben sie auch einen Trump Justice Complex, obwohl sich der Namensgeber nur dann an Gesetze hält, wenn sie ihm nicht im Weg stehen. Aber die Republikaner und Demokraten von Miami Dade County waren nun offenbar in seltener Eintracht der Ansicht, dass diesem Mann dieser Straßenname nicht verwehrt werden könne, nicht nach dem jüngsten Wahlergebnis.

Trump ist der erste Republikaner seit George Bush Senior 1988, der in Miami Dade gewonnen hat – und das gleich mit einem Vorsprung von mehr als elf Prozentpunkten. In Hialeah, einer der Städte mit der größten Latino-Community der USA, kam Trump sogar auf 75 Prozent. Kevin Cabrera, ein Mann mit kubanischen Wurzeln, hat auf seiner Webseite als Regionalpolitiker bereits die Adresse seines Büros in Hialeah aktualisiert. Alle Zuschriften fortan bitte an: 501 President Donald J. Trump Ave.

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