Donald Trump:Entfesselt im Weißen Haus

FILE PHOTO: U.S. President Trump departs the White House on his way to address the Conservative Political Action Conference in Washington

Donald Trump war schon immer ein impulsiver Entscheider, und er war auch schon immer der Ansicht, dass er alles besser weiß und kann als seine Berater.

(Foto: REUTERS)

Donald Trumps Präsidentschaft ist in eine neue Phase getreten. Für ihn zählt nur noch, was sein Instinkt ihm rät. Und das bedeutet Chaos. Das zeigt auch der Rauswurf von McMaster.

Kommentar von Hubert Wetzel, Washington

In Washington gibt es eine interessante Theorie über den Präsidenten. Sie geht so: Die einfachste Methode, Donald Trump dazu zu bringen, etwas zu tun, ist, ihm zu sagen, dass er es nicht tun sollte. Das erklärt nicht alles, was der Präsident macht. Aber es erklärt genug, um als halbwegs bewiesene Annahme zu gelten. Man könnte es das "Trump'sche Trotz-Theorem" nennen.

Wie das funktioniert, ließ sich vor einigen Tagen miterleben: Da telefonierte Trump mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin - einem Autokraten, der sich gerade durch eine gefälschte Wahl im Amt hat bestätigen lassen. In Trumps Unterlagen für das Gespräch stand in Großbuchstaben die Warnung, der Präsident der USA solle das nicht auch noch durch formelle Glückwünsche würdigen. "Nicht gratulieren", schrieben Trumps Berater. Aber natürlich gratulierte Trump Putin zum "Wahlsieg". Und dann erzählte er es trotzig und stolz der ganzen Welt.

Der US-Präsident glaubt, seinen Job jetzt allein zu können - ein fataler Irrtum

Donald Trump war schon immer ein impulsiver Entscheider, und er war auch schon immer der Ansicht, dass er alles besser weiß und kann als seine Berater. Doch in den vergangenen Wochen häufen sich die Entscheidungen, deren wichtigster Grund allein darin zu liegen scheint, dass der Präsident sie eben so treffen wollte. Trumps Präsidentschaft ist in eine neue Phase getreten. Und etliche der Leitplanken werden künftig fehlen, die Trump bisher zwar nicht immer auf einem vernünftigen Kurs hielten, ihn und das Land aber immerhin davor bewahrten, mit Karacho aus der Kurve zu fliegen.

Das hat zum einen damit zu tun, dass drei Menschen die Regierung verlassen, von denen man weiß, dass sie dem Präsidenten hin und wieder widersprochen haben: Außenminister Rex Tillerson, Wirtschaftsberater Gary Cohn und der gerade geschasste H.R. McMaster. Es hat jedoch auch damit zu tun, dass Trump meint, seine Lehrzeit sei zu Ende. Nach einem Jahr im Weißen Haus ist Trump davon überzeugt, dass er jetzt weiß, wie der Job geht, und dass er es alleine kann.

Das ist zwar ein Trugschluss. Aber so kommen dann eben Entscheidungen zustande wie Trumps Zusage, den nordkoreanischen Diktator Kim Jong-un zu treffen. Nach allem, was bekannt ist, steckt dahinter keine Strategie. Niemand im Weißen Haus kann sagen, was der Präsident, der Kim bisher mit Krieg gedroht hat, nun plötzlich mit dem Gewaltherrscher bereden will. Doch die Mahnung, keinem Gipfeltreffen zuzustimmen, reichte gemäß des Trump'schen Trotz-Theorems für den Präsidenten, um genau das zu tun.

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