"Black Lives Matter"-Proteste:Trump erwog offenbar Schüsse auf Demonstranten

"Black Lives Matter"-Proteste: Der ehemalige US-Präsident Trump, hier bei einem Wahlkampfauftritt Ende April 2022.

Der ehemalige US-Präsident Trump, hier bei einem Wahlkampfauftritt Ende April 2022.

(Foto: Joe Maiorana/AP)

"Kann man ihnen nicht einfach ins Bein schießen oder so?": Der frühere US-Präsident überlegte offenbar, Proteste gegen Rassismus in der Polizei mit Gewalt niederzuschlagen. Das berichtet der damalige Verteidigungsminister in seinen Memoiren.

Der frühere US-Präsident Donald Trump soll erwogen haben, auf Demonstranten der "Black Lives Matter"-Bewegung schießen zu lassen. Entsprechende Überlegungen Trumps enthüllt dessen ehemaliger Verteidigungsminister Mark Esper in einem neuen Buch, wie die US-Nachrichtenseite Axios berichtet. Als nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd Ende Mai 2020 wenige Tage später auch rund um das Weiße Haus Protestzüge gegen Polizeigewalt durch die Straßen zogen, soll Trump demnach gesagt haben: "Kann man nicht einfach auf sie schießen? Kann man ihnen nicht einfach ins Bein schießen oder so?"

Esper schildert die Szene im Oval Office in seinem Buch als "surreal". "Mit rotem Gesicht" habe sich der Präsident während der Sitzung "lautstark über die Proteste in Washington" beschwert. Die Idee eines Schießbefehls habe während der Besprechung "schwer in der Luft gelegen", schreibt Esper Axios zufolge in seinen Memoiren. Nach eigener Darstellung hat Esper sofort versucht, dem Präsidenten die Idee auszureden. "Ich musste einen Weg finden, Trump zurückzudrängen, ohne das Chaos zu verursachen, das ich vermeiden wollte."

Landesweite Proteste nach brutalem Polizeieinsatz

Der Tod von George Floyd bei einem Polizeieinsatz in Minneapolis hatte in den USA landesweit Demonstrationen gegen Rassismus und Polizeigewalt ausgelöst. Videos dokumentierten, wie Polizisten den unbewaffneten Mann zu Boden drückten. Seine letzten Worte "I can't breathe" (Ich kann nicht atmen) wurden zu einem der Slogans der Protestbewegung.

Mark Esper war von Juli 2019 bis November 2020 Verteidigungsminister im Kabinett von Donald Trump. Nach der verlorenen Wahl im November 2020 hatte Trump Esper entlassen. Der Umgang mit den "Black Lives Matter"-Protesten hatte zuvor schon für öffentliche Spannungen zwischen Trump und seinem Verteidigungsminister gesorgt. Trump hatte gedroht, die Unruhen im Land notfalls mit militärischer Gewalt zu beenden. Dafür hätte er den "Insurrection Act" von 1807 aktivieren müssen, der es dem US-Präsidenten erlaubt, unter bestimmten Umständen das US-Militär im Inland einzusetzen.

Esper hatte sich gegen einen Einsatz des US-Militärs zum Stopp der Unruhen ausgesprochen und war damit klar auf Distanz zu Trump gegangen. Er hatte so einen Schritt als "letztes Mittel" bezeichnet, das nur in den "dringendsten und schlimmsten Situationen genutzt werden", sollte.

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Die drei Männer haben daneben gestanden, als ihr Kollege Derek Chauvin im Mai 2020 sein Knie auf Floyds Hals drückte, bis dieser starb. Für die unterlassene Hilfeleistung müssen sie jetzt mit Haftstrafen rechnen.

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