Donald Rumsfeld: Memoiren:"Guantánamo ist die beste Lösung"

Ex-US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld wirbt in den USA für seine Autobiographie. In Interviews zeigt er keine Spur von Selbstkritik. Schuld an Fehlern hatten immer andere.

Inga Rahmsdorf

Kaum waren die Memoiren von Donald Rumsfeld am Dienstag in den USA auf dem Markt, lösten sie schon eine heftige Debatte aus. Der ehemalige US-Verteidigungsminister äußert sich zu vielen umstrittenen Themen aus der Ära George W. Bush zum ersten Mal seit seinem Ausscheiden aus dem Amt im Jahr 2006. Kritik an seiner Politik weist der 78-Jährige, der in Radio- und Fernsehinterviews für sein Buch wirbt, weiterhin vehement zurück.

Rumsfeld book Known and Unknown: A Memoir for sale

Seit Dienstag sind die Memoiren von Donald Rumsfeld unter dem Titel Known and Unknown zu kaufen. Der ehemalige US-Verteidigungsminister wirbt nun dafür und erklärt in Interviews seine Sicht auf die Ära Bush.

(Foto: dpa)

In einem Interview mit dem US-Sender Fox News sagte Rumsfeld, das Gefangenenlager Guantánama sei "die beste Lösung". "Wir wollen es nicht, aber wir brauchen es", erklärt er weiter. Der Terrorismus mache es notwendig. Präsident Barack Obama habe das Lager heftig kritisiert, sagte Rumsfeld, trotzdem habe auch er es bis heute nicht geschlossen. Das zeige, dass Bush mit Guantánamo gute Strukturen geschaffen habe.

Für die Kritik an den Verhörmethoden in dem Gefangenenlager Guantánamo hat Rumsfeld noch immer wenig Verständnis. Stattdessen beanstandet er in einem Interview mit dem konservativen Radiomoderator Rush Limbaugh, dass damals auch Gerüchte und falsche Informationen über die Zustände Guantánamo verbreitet worden seien.

In Rumsfelds Amtszeit fallen auch die Misshandlungen irakischer Häftlinge durch US-Soldaten im Gefängnis Abu Ghraib. Abscheuliche Fotos von Folterszenen erschütterten 2004 die Welt. Als der Moderator von Fox News ihn darauf anspricht, erzählt Rumsfeld ihm sichtlich stolz, dass sogar Bill Clinton ihm bestätigt habe, dass "kein vernünftig denkender Mensch erwartet, dass Sie wissen, was 5000 Meilen entfernt während einer Nachtschicht in Abu Ghraib passiert". Natürlich sei es schrecklich gewesen, was dort geschah. Und schlimm sei auch, dass durch Verallgemeinerungen die US-Armee in einen schlechten Ruf geraten sei.

Known and Unknown sei eine Aufzählung von Schuldzuweisungen an andere Menschen in der Bush-Regierung und im Militär, schreibt Maureen Dowd in der New York Times. Rumsfeld konzentriere sich darauf zu erklären, warum er selbst für nichts verantwortlich sei, was passiert ist. Ihm fehle jegliche "glaubhafte Selbstkritik".

Als Moderator Rush Limbaugh Rumsfeld in seinem Interview auf diese Kritik anspricht, lacht der ehemalige Verteidigungsminister und sagt, es habe auch viel Kritik an Guantánamo gegeben und trotzdem gebe es das Gefangenenlager heute, zwei Jahre nach Obamas Amtsantritt, immer noch. Demnach habe Bush eine ausgezeichnete Arbeit gemacht.

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