Dominikanische Republik: Ende einer Odyssee:"Die Leser haben mich gerettet"

Frank-Michael Eberwein saß in der Karibik fest. Durch eine Reportage erfuhren die Leser von sueddeutsche.de von seiner Not und halfen ihm schnell und unbürokratisch. Dank ihnen hat es Eberwein zurück nach Magdeburg geschafft.

Christian Fuchs

Ende Juni berichtete sueddeutsche.de über das Schicksal von Frank-Michael Eberwein, der nach seiner Haftentlassung mehr als drei Monate in der Dominikanischen Republik obdach- und mittellos festsaß. Betroffen von der Geschichte des Magdeburgers wollten viele Leser von sueddeutsche.de helfen. Dank Ihres Engagements ist Eberwein seit Mitte Juli wieder in Deutschland. Heute Abend zeigt eine Dokumentation (K1 Reportage, 22.15 Uhr, Kabel eins) wie der Deutsche zurück in die Heimat kam. Im ersten Interview nach seiner Rückkehr dankt Frank-Michael Eberwein den Lesern von sueddeutsche.de.

Frank-Michael Eberwein aus Magdeburg

Eine alte Matratze war alles, was er hatte: Frank-Michael Eberwein litt Hunger und lebte auf der Straße.

(Foto: Kabel eins)

sueddeutsche.de: Willkommen zurück in Magdeburg. Wie geht es Ihnen, Herr Eberwein?

Frank-Michael Eberwein: Ich bin überglücklich wieder in Deutschland zu sein. Ein Messerstich von einem Überfall in der Dominikanischen Republik schmerzt manchmal noch auf meiner Schulter, aber ansonsten bin ich wieder fit. Und das Wichtigste ist: Ich bin wieder hier!

sueddeutsche.de: Als wir über Sie berichteten, saßen Sie bereits mehr als drei Monate fest. Wieso ging jetzt alles so schnell?

Eberwein: Nachdem Ihr Artikel erschienen war, meldeten sich viele Leser bei sueddeutsche.de. Markus Zohner aus der Schweiz überwies mir zum Beispiel schnell und unbürokratisch 200 Euro. Damit konnte ich in die Hauptstadt Santo Domingo reisen und meine Papiere beantragen. Die Leser von sueddeutsche.de haben mich gerettet.

sueddeutsche.de: Und wie kamen Sie nach Deutschland?

Eberwein: Wenige Tage später kam dann ein Fernsehteam von Kabel eins nach Santo Domingo, das auch von meinem Schicksal gelesen hatte und eine Dokumentation über mich drehen wollte. Das Team finanzierte mir den Heimflug, ein Bahnticket in Deutschland und gab mir ein paar Pesos für die Versorgung an meinen letzten Tagen in der Karibik. 20 Tage nach Ihrem Artikel saß ich im Flugzeug nach Hause.

sueddeutsche.de: Die Heimreise hat also gut geklappt?

Eberwein: Als ich das Geld hatte, ging alles ganz schnell. Nur in Deutschland angekommen, war ich erst mal aufgeschmissen, als ich ein für mich hinterlegtes Ticket am Bahn-Automaten abholen wollte. Da hat mich die Technik überfordert - so etwas gab es vor sechs Jahren noch nicht, als ich aus Deutschland in den Urlaub geflogen bin.

Wie die Botschaft reagiert hat

sueddeutsche.de: Eigentlich wäre ja die deutsche Botschaft zuständig für Ihre Rückreise gewesen. Sie hat Ihnen nicht weitergeholfen?

Eberwein: Nein, Hilfe kam ausschließlich von Privatleuten und dem Fernsehsender. Am Ende hat mein Rückflug sogar nur 350 Euro gekostet. Eigentlich keine große Summe.

sueddeutsche.de: Haben Sie denn noch mal etwas von den Konsularbeamten oder dem Auswärtigen Amt gehört?

Eberwein: Ich musste meinen Reisepass ja in der Botschaft beantragen. Schon als ich in das Zimmer von Herr K. kam, gab er mir fast wortlos den Antrag, den er mir schon längst hätte geben können. Sein Kommentar dazu war, dass er meine Bedürftigkeit damals noch nicht kannte. Der Artikel hat bei ihm zumindest ausgelöst, dass er jetzt wusste, in welches Fach er greifen musste.

sueddeutsche.de: Das war alles?

Eberwein: Es gab keine Entschuldigung oder so. Aber meine Eltern bekamen Ende Juni plötzlich Besuch von zwei Zivilpolizisten, die 600 Euro von ihnen für meinen Rücktransport haben wollten. Da meine Eltern mittellose Rentner sind und sich von mir distanziert hatten, mussten die Polizisten ohne Geld wieder abreisen. Sie waren wohl vom Auswärtigen Amt nach Magdeburg geschickt worden.

sueddeutsche.de: Wie sieht nun Ihre Zukunft als freier Mann aus?

Eberwein: Nach meiner Rückkehr nach Magdeburg hat mich ein alter Schulfreund auf seinem ausgebauten Bauernhof aufgenommen. Er begleitet mich auch zu den Ämtern und hilft mir sehr bei den Anträgen. Ich habe ja kein Konto mehr, kein Auto und kein Telefon. Nach meiner Ankunft bin ich sofort zum Sozialamt gegangen, zum Einwohnermeldeamt, war bei der ARGE und bei der Arbeitsagentur. Der Berg an Schwierigkeiten ist geschmolzen, hier kann ich wieder alles selbst bewältigen: Zuerst suche ich mir eine Wohnung und dann einen Job.

sueddeutsche.de: ... aber nicht im Ausland?

Eberwein: Nein, ich bin gerne wieder in Magdeburg und durchforste jeden Tag die Bild-Zeitung und die Magdeburger Volksstimme auf der Suche nach Arbeit. Ich könnte mir gut vorstellen, wieder als Verkäufer zu arbeiten.

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