Dokumente:Die Macht der Bilder

Zahlreiche bekannte Fotografen begleiteten auf alliierter Seite die letzten Kriegsmonate: über die Fotos dieser Ausgabe.

Von Christian Mayer

Schon früh gab es in den USA und Großbritannien die Überlegung, im Krieg gegen Deutschland auch Fotoreporter an die Front zu schicken, um den Terror und die Zerstörung für immer festzuhalten. Die Bilder in dieser Beilage stammen alle aus dem Jahr 1945 und von Fotografen, die mit ihren vielfach publizierten Aufnahmen berühmt geworden sind. Robert Capa, David E. Scherman, Lee Miller, Margaret Bourke-White oder Henri Cartier-Bresson - sie alle verband das Bewusstsein, dem größten Menschheitsdrama der Geschichte beizuwohnen. Auftraggeber der Fotografen waren oft die großen Publikumsmagazine wie Life, manchmal auch das Militär selbst, und das Ziel war klar: den Menschen auf der ganzen Welt durch die Macht der Bilder die Augen dafür zu öffnen, was Nazi-Deutschland in Europa angerichtet hatte.

Das Ausmaß der Tragödie war auch für erfahrene Kriegsreporter wie Robert Capa, der bereits den spanischen Bürgerkrieg miterlebt hatte, nur schwer zu ertragen, die Arbeit war oft lebensgefährlich. Was die Fotografen auf ihren Reisen entlang der Frontlinien sahen, hielten sie in Tausenden Fotos fest: die Befreiung der Konzentrationslager mit den ausgemergelten Überlebenden und den unzähligen Toten; die zerbombten Städte und die verzweifelten Menschen, die alles verloren hatten; die letzten Tage im umkämpften Berlin; die Siegesfeiern in den europäischen Hauptstädten; die Kriegsgefangenen auf dem Weg in die Lager; die Frauen, die in den Trümmern ihre Kinder versorgen; die NS-Kriegsverbrecher bei den Nürnberger Prozessen. Von ihrer großen emotionalen Wucht haben die Bilder des Jahres 1945 auch 70 Jahre nach ihrer Entstehung nichts verloren.

"1945. Ikonen eines Jahres"; zusammengestellt von Lothar Schirmer, mit einem Einführungstext von Norbert Frei; Schirmer/Mosel, 2015

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