Nach Protesten von vielen Seiten hat das Bundesinnenministerium nach Informationen der Süddeutschen Zeitung den Plan aufgegeben, die finanzielle Sportförderung von sogenannten Demokratieerklärungen der Spitzenathleten abhängig zu machen.

Fall Nadja Drygalla:"Ich habe nie dazu gehört"
Die Ruderin Nadja Drygalla verließ die Olympischen Spiele in London, nachdem ihre Beziehung zu einem langjährigen Neonazi publik geworden war. Etappen des Falles Drygalla in Bildern.
Aus dem Bundesinnenministerium verlautete, es habe auf Arbeitsebene Überlegungen gegeben, solche Bekenntnisse in den Richtlinien für die Sportförderung einzufordern. Diese Idee werde aber von der Ministeriumsführung abgelehnt. Eine Gesinnungsschnüffelei bei Sportlern werde es nicht geben, verlautete aus dem Ministerium weiter.
Die Debatte um eine solche Demokratieerklärung war öffentlich aufgeflammt, nachdem die deutsche Ruderin Nadja Drygalla das Olympische Dorf in London verlassen hatte, als ihre Beziehung zu einem früheren NPD-Funktionär bekanntgeworden war.
Noch am Dienstag hatte ein Ministeriumssprecher Überlegungen zu einer Demokratieerklärung bestätigt, allerdings einen Zusammenhang mit den aktuellen Ereignissen bestritten. Die Idee, Spitzensportlern durch ihre Verbände ein Demokratiebekenntnis abzuverlangen, liege bereits seit Ende 2011 auf dem Tisch.
Der Vorschlag hatte breite Kritik von Politikern aber auch Sportvertretern ausgelöst. Der SPD-Innenexperte Sebastian Edathy kritisierte solche Pläne heute in einem Interview: "Ich möchte nicht in einer Republik leben, in der wir anfangen, unter die Bettdecke unserer Bürger zu gucken." Verteidigungsminister Thomas de Maizière äußerte sich ähnlich: "Steht es uns als Öffentlichkeit eigentlich wirklich zu, den Freundeskreis von Sportlerinnen und Sportlern zu screenen?"