Diskriminierung:Der Hass in den USA nimmt zu

New Black Panther Party and Ku Klux Klan rallies in Columbia, Sou

Ein Ku-Klux-Klan-Anhänger protestiert gegen den Bann der Konföderiertenflagge in South Carolina.

(Foto: dpa)
  • Es gibt wieder mehr "Hassgruppen" in den USA, vor allem rassistische Netzwerke wie der Ku-Klux-Klan sind im Aufwind.
  • Wissenschaftler vom Southern Poverty Law Center sehen die Polarisierung der Gesellschaft als Hauptursache.
  • Intoleranz und Hass hätten mit politischen Figuren wie Donald Trump auch im Mainstream Platz gefunden.

Von Lukas Ondreka

Sie schwafeln von der Überlegenheit ihrer Rasse, sie dulden nur einen Glauben, sie hetzen gegen Homosexuelle und Transgender: Die Zahl sogenannter "Hassgruppen" in den USA ist zum ersten Mal seit fünf Jahren wieder gestiegen. 892 Organisationen, die sich Hass und Gewalt gegen vermeintlich andere auf die Fahnen geschrieben haben, zählen Wissenschaftler des Southern Poverty Law Center in Montgomery, Alabama, für das vergangene Jahr: darunter Nationalisten, antimuslimische Rassisten und Bürgerwehren gegen Migranten, aber auch radikale Islamisten und schwarze Separatisten. 2014 gab es erst 784 dieser "Hassgruppen" - ein Anstieg von 14 Prozent.

Die radikale Rechte in den USA sieht sich bedroht

Das Erstarken solcher extremistischer Gruppierungen erklären die Wissenschaftler mit einer erneuten politischen Polarisierung des Landes. Die weiße Rechte zum Beispiel sehe ihre Vormacht von Einwanderung und Multikulturalismus bedroht, aber auch konkret von schwarzer Politik wie sie in der Bürgerrechtsbewegung "Black Lives Matter" zum Ausdruck komme. Kein Zufall also, dass die Zahl der Ku-Klux-Klan-Gruppen in den USA von 72 im Jahr 2014 auf 190 im Folgejahr stieg - in einem Jahr, das bestimmt war von Debatten über Migration, Rassismus und Terrorismus.

Auch Schlüsselereignisse wie der Bann der Konföderiertenflagge im US-Bundesstaat South Carolina hätten der extremen Rechten Zulauf beschert. Die Flagge war vom Gelände des Kongressgebäudes in der Hauptstadt Columbia entfernt worden, nachdem der Rassist Dylan Roof Anfang 2015 neun Schwarze in einer Kirche in Charleston erschossen hatte. Roof hatte vor der Tat mit der Flagge posiert, die als rassistisches Symbol gilt. Im ganzen Land wurden nach dem Bann Kundgebungen für den Erhalt der Konföderiertenflagge abgehalten.

New America
(Foto: SZ-Kollage, Foto: dpa)

Auch schwarzer Separatismus im Aufwind

Aber nicht nur auf Seiten weißer Rassisten steige der Hass, so die Autoren. Direkt nach dem Ku-Klux-Klan hätten schwarze Separatisten am meisten Zulauf bekommen: die Zahl ihrer Gruppierungen sei 2015 um 67 auf 180 Gruppen im ganzen Land gestiegen. Die Autoren machen dafür die Wut über Polizeigewalt an Schwarzen verantwortlich.

Schwarze Separatisten propagieren, dass es zwischen Schwarzen und Weißen keine Gleichberechtigung geben kann, weshalb die Ethnien getrennt voneinander leben müssten. Im Gegensatz zu der Black-Lives-Matter-Bewegung befürworten die Separatisten also eine totale Abgrenzung von Weißen, so die Autoren.

Mit Donald Trump hält der Hass im Mainstream Einzug

Zudem befeuere eine Rhetorik der Intoleranz den Hass. Eine Rhetorik, die mittlerweile auch im politischen Mainstream ihren Platz finde. "Donald Trumps dämonisierende Statements über Latinos und Muslime haben die radikale Rechte elektrifiziert", schreibt Mark Potok vom Southern Poverty Law Center. Nicht wenige Rassisten würden in Trump einen "glorreichen Anführer" sehen.

Nach den islamistischen Anschlägen vom 11. September 2001 und ausgelöst durch die erste Präsidentschaft eines Schwarzen war die Zahl rassistischer Gruppen zunächst steil angestiegen. Mit Barack Obamas zweiter Amtszeit hätten sich viele Rassisten demoralisiert zurückgezogen, so die Autoren. Nun verspürten sie wieder Aufwind. Auch, weil der Hass der Mitte den Hass der Ränder zum Teil absorbiert und salonfähig gemacht habe.

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