Dirk Metz wird Mappus' Medienberater:Kochs Raubein soll es richten

Baden-Württembergs Ministerpräsidenten Mappus droht, was 50 Jahre undenkbar war im Ländle: ein Machtverlust der CDU. Nun holt er sich einen engen Vertrauten Roland Kochs an die Seite.

Stefan Braun

Ohne "Glückauf!" geht bei Dirk Metz gar nichts. Mit einem Glückauf beginnt es, wenn man ihn anruft, mit einem Glückauf endet es, wenn das Gespräch vorbei ist. Glückauf heißt dabei vor allem "Ich bin Schalke-Fan!" Für Metz ist das ein Lebensbekenntnis. Dahinter aber steckt nicht nur der Fußballclub in Gelsenkirchen. Der 53-Jährige verbindet damit auch eine Botschaft: ,Schalke heißt Treue; ich bin loyal, ob es gut läuft oder miserabel.'

Koch nimmt Abschied

Dirk Metz (re.) war Sprecher des hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch (li.). Vor kurzem nahmen beide gemeinsam Abschied von ihrem Amt.

(Foto: ddp)

Elf Jahre lang hat Metz das nicht nur in der Freizeit gelebt. Er hat so auch Politik gemacht - als engster Berater von Roland Koch. Vieles spricht dafür, dass ihn der Hilferuf aus Stuttgart auch deshalb erreicht hat. Zwei Wochen nach seinem Ausscheiden in Wiesbaden ist er Medienberater des baden-württembergischen Regierungschefs Stefan Mappus geworden.

Unbedingte Loyalität in miserablen Zeiten - das kann Mappus in der Tat gut gebrauchen. Für den CDU-Ministerpräsidenten könnte die Lage in Stuttgart schlechter kaum sein. Seitdem ein Fast-Schon-Volksaufstand gegen das Bahnprojekt "Stuttgart 21" ausgebrochen ist, droht ihm, was 50 Jahre undenkbar war im Ländle: ein Machtverlust der Christdemokraten. In einen schweren Kampf geht es deshalb in den nächsten Monaten. Mappus will mit Verve für den Bau des Bahnhofs eintreten. Dafür hätte er mit Metz keinen kampferprobteren Berater auftreiben können. Als Koch vor zehn Jahren im Spendenskandal der Hessen-CDU unterzugehen drohte, prägte Metz den Satz: "Flachetappen kann jeder gewinnen, Bergetappen nicht."

Dabei kann Metz freundlich, aber auch knallhart sein, in der Sache wie im Umgang. Fühlt er sich oder seinen Chef falsch dargestellt, kann seine Stimme gefrieren. Zu seiner Geschichte gehört, dass er als Alter Ego, als das andere Ich Roland Kochs bei dessen Erfolgen wie bei dessen Missgriffen stets dabei war. Er gehörte zum Team, als Koch 1999 bei der Unterschriftenkampagne gegen die doppelte Staatsbürgerschaft auch ausländerfeindliche Ressentiments nutzte, um die Leute zur CDU zu locken. Und er war mindestens genauso eng mit dabei, als Koch Anfang 2008 die Landtagswahlen durch den Rückgriff auf ähnliche Ressentiments beinahe versenkte. Metz liebt klare Frontlinien in der Auseinandersetzung. Er ist selten einer für die Grautöne; er steht für Schwarz gegen Weiß im Wettbewerb der Parteien. Auch diesbezüglich passt er zu seinem neuen Auftraggeber.

Als er Ende August in der hessischen Staatskanzlei sein Büro räumte, verabschiedete er sich mit dem Hinweis, er empfinde "reichlich Neugier auf das, was kommen mag." Dazu zitierte er den ehemaligen deutschen Fußballweltmeister Andreas Möller mit den wegweisenden Worten: "Vom Feeling her habe ich ein gutes Gefühl." Humor, Chuzpe, Unverfrorenheiten - der verheiratete Vater dreier Kinder hat eine breite Palette an Instrumenten, mit denen er politisch arbeitet. In den sechs Monaten bis zur Landtagswahl wird es sehr darauf ankommen, wie er sie einsetzt. Jeder richtige oder falsche Schritt kann über sehr vieles entscheiden - für Metz, für Mappus und für Angela Merkel, die sich am Mittwoch voll hinter Mappus und das Bahnprojekt gestellt hat.

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