Süddeutsche Zeitung

Diplomatische Krise:"Ich verbiete jedes Gespräch mit Amerika"

  • Irans geistlicher Führer Chamenei, formell der mächtigste Mann im Staat, untersagt alle direkten Verhandlungen mit Washington.
  • Die USA hatten das Atomabkommen mit dem Land aufgekündigt und Sanktionen verhängt.
  • Danach hatte US-Präsident Trump ein Treffen mit seinem iranischen Amtskollegen Rohani ins Gespräch gebracht.

Irans geistliches Oberhaupt Ajatollah Ali Chamenei hat alle direkten Verhandlungen mit den USA untersagt. "Ich verbiete jedes Gespräch mit Amerika", wurde das Staatsoberhaupt im iranischen Fernsehen zitiert. Auch den Vorschlag von US-Präsident Donald Trump zu einem direkten Treffen mit dem iranischen Präsidenten Hassan Rohani lehnte Chamenei staatlichen Medien zufolge ab.

Die von Trump wieder eingeführten Sanktionen gegen sein Land seien weniger schlimm als die Misswirtschaft der Regierung in Teheran, sagte er. Es war Chameneis erste Reaktion auf die neuen amerikanischen Strafmaßnahmen im Atomstreit.

"Amerika hält nie seine bei Gesprächen gemachten Versprechen" und gebe "nur leere Worte" von sich, begründete Chamenei seine Anordnung. Zudem rückten die USA nie von ihren Zielen bei Verhandlungen ab. "Das wirtschaftliche Missmanagement belastet einfache Iraner stärker als die Sanktionen", erklärte er. "Ich will es nicht Verrat nennen, aber einen riesigen Fehler beim Management." Wäre dieses besser und gäbe es eine bessere Planung, "können wir den Sanktionen widerstehen und sie überwinden".

Trump hat im Atomstreit mit der Islamischen Republik das internationale Nuklearabkommen gekündigt und Sanktionen wieder eingesetzt. Im Zuge der Konfrontation hat die iranische Währung seit April etwa die Hälfte ihres Werts verloren. Dazu haben auch iranische Bürger beigetragen, die Doller kaufen, um ihre Ersparnisse zu sichern.

Auch der Preis für Goldmünzen ist stark angestiegen. In den vergangenen Wochen sind Tausende Iraner im ganzen Land auf die Straße gegangen. Ihre Proteste gegen hohe Lebenshaltungskosten und fehlende Jobs mündeten in regierungskritischen Demonstrationen.

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SZ.de/rtr/bepe/jael
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