Diplomatische Krise:Ahmadinedschad wirft London "politisches Tamtam" vor

Erstmals seit der Festnahme der 15 britischen Marinesoldaten hat sich der iranische Präsident zu dem Konflikt geäußert. Ihm zufolge hätte es eine ganz einfache Lösung gegeben.

Die Briten hätten die Sache erst kompliziert gemacht. Dabei hätte London sich einfach gleich dafür entschuldigen sollen, in iranische Hoheitsgewässer vorgedrungen zu sein, sagte Mahmud Ahmadinedschad.

Unterdessen hat sich der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan in den Konflikt eingeschaltet. In einem Telefongespräch mit dem iranischen Präsidenten setzte Erdogan sich dafür ein, die einzige Frau unter den 15 Marinesoldaten freizulassen, berichtete die iranische Agentur Mehr am Freitag. Ahmadinedschad sagte zu, das Anliegen Erdogans positiv zu prüfen.

Diese Aussage läuft der bisherigen Linie Teherans zuwider. Die iranische Regierung hatte im Gegensatz zu London andere Gesprächspartner aus dem Streit um die festgehaltenen Briten heraushalten und die Krise bilateral lösen wollen. Der Versuch Londons, eine dritte Partei, etwa den UN-Sicherheitsrat, einzuschalten, sei in diesem Fall nicht hilfreich.

Eine Sprecherin des britischen Außenministeriums sagte in der Nacht zum Freitag, Großbritannien werde auf eine formale Note des iranischen Außenministeriums an die Adresse der britischen Botschaft in Teheran antworten.

Zum Inhalt des iranischen Schreibens wollte die Sprecherin keine Angaben machen. Der Brief würde vor einer Antwort genau geprüft. Ein solcher Austausch diplomatischer Noten sei immer vertraulich, sagte die Sprecherin.

Großbritannien hatte unterdessen im Sicherheitsrat keine scharfe Reaktion in der Frage erreichen können. Das höchste UN-Gremium äußerte nach einer über vierstündigen, kontroversen Debatte am Donnerstagabend in New York lediglich "große Besorgnis" über die Krise, verzichtete aber auf eine Verurteilung Irans. Auch die Freilassung der Soldaten wurde nur vorsichtig und indirekt gefordert. Allerdings appellierten die 15 Ratsmitglieder an Teheran, der konsularischen Vertretung den Kontakt zu den Soldaten zu erlauben.

Rice kritisiert Teheran in scharfer Form

Der britische UN-Botschafter Emyr Jones Parry zeigte sich gleichwohl zufrieden, dass es zu einer gemeinsamen Linie gekommen sei.

US-Außenministerin Condoleezza Rice sprach sich in der Krise um die Marinesoldaten für Verhandlungen aus. "Es gibt eine Menge Spielraum für eine diplomatische Lösung", sagte Rice am Donnerstag. Zugleich rief sie die internationale Gemeinschaft auf, den Druck auf die Regierung in Teheran aufrecht zu erhalten und zu verstärken. Dies sei unter den gegebenen Umständen das beste Vorgehen.

Die Ministerin kritisierte Iran scharf dafür, die festgehaltenen Soldaten im Fernsehen zu zeigen. "Die Iraner tun sich selbst keinen Gefallen, wenn sie die Seeleute festhalten und sie im Fernsehen vorführen", sagte Rice weiter.

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