Diplomatie:Trump wünscht sich Farage als britischen Botschafter

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Nigel Farage, 52, gilt als enger Vertrauter von Donald Trump. Er hat der britischen Regierung angeboten, Kontakte zum neuen US-Präsidenten anzubahnen. Doch London lehnt dies bislang ab. (Foto: Eduardo Munoz/Reuters)
  • Der künftige US-Präsident Trump hat den Chef der rechtspopulistischen Ukip-Partei, Nigel Farage, als britischen Botschafter in Washington ins Spiel gebracht.
  • In London sorgt die Botschaft für Verblüffung.
  • Intern heißt es in Westminster, man habe keine Interesse daran, Farage mit einer offiziellen Rolle zu betrauen.

Von Christian Zaschke, London

Es war kurz nach zwei Uhr am Dienstagmorgen, als Nigel Farage von einem Freund geweckt wurde. Der Freund riet ihm, dringend einmal zu schauen, was der designierte amerikanische Präsident Donald Trump soeben auf Twitter geschrieben hatte. Farage schaute. Da stand: "Viele Menschen würden es gerne sehen, dass Nigel Farage Großbritannien als Botschafter in den Vereinigten Staaten vertritt. Er würde hervorragende Arbeit abliefern." Farage ging nicht mehr zurück ins Bett. Er hielt das für eine sehr gute Idee, die ihn "aus heiterem Himmel" erreicht habe.

Am britischen Regierungssitz in 10 Downing Street sorgte die kurze Botschaft für Verblüffung. Der künftige Präsident eines anderen Landes schlägt vor, wen das Vereinigte Königreich als Botschafter entsenden solle? Und empfiehlt den Chef der EU-feindlichen UK Independence Party, einen Mann, der so gar nicht auf einer Wellenlänge mit Premierministerin Theresa May liegt? Man wusste in London, dass Donald Trump nicht unbedingt nach den althergebrachten Regeln spielt, aber diese Intervention kam doch überraschend. Ein Sprecher teilte am Dienstagmorgen vorsichtig mit, es gebe in Washington gerade "keine freie Stelle". Man habe bereits einen äußerst qualifizierten Botschafter.

Anfang kommenden Jahres will May nach Washington reisen

Die Verblüffung in Westminster rührte auch daher, dass die Regierung gerade damit beschäftigt ist, eine Beziehung zur neuen amerikanischen Führung aufzubauen. Anfang kommenden Jahres will May nach Washington reisen, für den Sommer wird ein Empfang für Trump in London geplant, Besuch bei der Queen inklusive. Es soll die ganz große Charme-Offensive werden. Dass Trump nun aber signalisiert, dass er Farage in einer wichtigen Rolle sehen will, stellt Downing Street vor ein Problem: Einerseits ist es ein Affront seitens Trumps, auf den man harsch reagieren müsste, andererseits will man die Kontakte ja gerade erst etablieren.

Intern heißt es in Westminster, dass es nicht das kleinste Interesse daran gebe, Farage mit einer offiziellen Rolle zu betrauen. Er gilt unter den meisten Konservativen als Querulant, Wichtigtuer und Nervensäge. Farage war der erste ausländische Politiker, den Trump nach seinem Wahlsieg traf. Die beiden Männer sprachen eine gute Stunde lang, nach Aussage eines Begleiters von Farage unter anderem darüber, dass Trump es bedauere, dass in Schottland so viele Windparks im Meer gebaut würden, die die Aussicht von seinen Golfkursen an der Ostküste des Landes beeinträchtigten. Ob Farage da nicht etwas tun könne?

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Die zwei ticken ähnlich. Bisher hatte Farage allerdings keinen besseren Ratschlag für den künftigen US-Präsidenten als: Fass die Premierministerin nicht an!

Farage reagierte am Dienstag verärgert auf die Reaktion aus der Downing Street. Mehrmals hatte er angeboten, als Mittler zwischen der britischen und der designierten amerikanischen Regierung aufzutreten, was in Westminster kühl zurückgewiesen worden war. Nun sagte er: "Das zeigt wieder einmal, dass sie nicht am Wohl unseres Landes, sondern an Parteipolitik interessiert sind. Sie versuchen, mich aus allem herauszuhalten." Kontakt zu Trump funktioniere nun einmal über persönliche Beziehungen. Indem sich die Regierung seiner Kontakte nicht bediene, schade sie sich selbst. Der ehemalige Botschafter in den USA, Christopher Meyer, sprach für das diplomatische Establishment Großbritanniens, als er sagte: "Ich glaube, wir können uns diesen Vorschlag in Ruhe anhören. Und ihn dann höflich, aber bestimmt ablehnen."

© SZ vom 23.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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