Diplomatie:Feste Beziehung

Nach der Verabschiedung der Armenien-Resolution haben sich die Spannungen zwischen Deutschland und der Türkei verschärft. Beide Länder betonen aber, dass es zu keinem Bruch in den diplomatischen Verhältnissen kommen soll.

Nach der Verabschiedung der Bundestagsresolution zum Völkermord an den Armeniern setzt die Bundesregierung weiter auf enge Beziehungen zur Türkei. Die Beziehung könne und werde Meinungsunterschiede aushalten, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Freitag. Eine Sprecherin des Auswärtigen Amts äußerte die Hoffnung, "dass es zu keinen weiteren Beeinträchtigungen" des diplomatischen Verhältnisses kommt.

Ähnliches war vom türkischen Ministerpräsidenten Binali Yıldırım zu hören: Auch er sagte, dass die Völkermordresolution nicht zu einem völligen Bruch in den Beziehungen führen werde. "Deutschland und die Türkei sind sehr wichtige Bündnispartner", sagte Yıldırım der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu zufolge. "Niemand soll erwarten, dass sich mit dieser und mit ähnlichen Entscheidungen plötzlich unsere Beziehungen zu Deutschland vollständig verschlechtern."

Türkische Medien hatten mit Wut und Empörung auf den Beschluss reagiert, eine Oppositionszeitung druckte ein Bild von Bundeskanzlerin Merkel in Nazi-Uniform vor einer Hakenkreuzflagge.

Der Bundestag hatte mit seiner am Donnerstag fast einstimmig gefassten Resolution die Vertreibung und Ermordung von 1,5 Millionen Armeniern und Angehörigen anderer christlicher Minderheiten während des Ersten Weltkriegs im Osmanischen Reich als Völkermord anerkannt. Die Türkei zog als Reaktion ihren Botschafter in Deutschland für Konsultationen zurück. Gleichzeitig wurde in Ankara der deutsche Gesandte einbestellt.

Die Außenamtssprecherin sagte, es gebe keine Informationen darüber, wann der türkische Botschafter zurückkehre und ob weitere Konsequenzen drohten. Ihre Hoffnung sei, dass es zu keinen weiteren Reaktionen komme. Seibert betonte, die Bundesregierung werde sich weiter für einen Dialog zwischen Armenien und der Türkei einsetzen. Das Gleiche gelte für die Aufarbeitung der Geschichte, beispielsweise durch eine gemeinsame Historikerkommission, wie sie die Türkei vorgeschlagen habe, so Seibert.

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