Digitalpakt:E-Mail vom Klassenlehrer

Die Zustimmung zur Digitialisierung an den Schulen wächst laut Bildungsbarometer des ifo-Instituts. Einige Eltern möchten elektronisch sogar über Noten und anstehende Prüfungen ihres Nachwuchses informiert werden.

Von Susanne Klein

Das hat der fünf Milliarden Euro teure Digitalpakt der Bildungsministerin, für den es reichlich Absichtserklärungen und noch keinen einzigen realen Euro gibt, immerhin noch vor der Bundestagswahl geschafft: Alle reden von der Digitalisierung der Schulen, die Johanna Wanka (CDU) vorantreiben will. 80 Prozent der Bevölkerung begrüßen es, dass der Bund sämtliche Schulen mit Breitband-Internetzugang, Wlan und Computern ausstattet, nur 14 Prozent lehnen dies ab. Das geht aus dem am Donnerstag in Berlin vorgestellten Ifo-Bildungsbarometer hervor, einer jährlichen Umfrage unter mehr als 4000 Erwachsenen.

Schon jetzt dürfen Schüler Vokabeln auf dem Smartphone nachschlagen

Noch größer ist das Ja zur Vermittlung von Digital- und Medienkompetenzen: 90 Prozent finden, das müsse die weiterführende Schule leisten, 55 sehen schon die Grundschule in der Pflicht. Dass beides nur klappen kann, wenn Lehrerinnen und Lehrer selbst fit im Internet und am Computer sind, ist ebenfalls den meisten klar: Acht von zehn Befragten befürworten es, Lehrkräfte zu jährlichen Fortbildungen zu verpflichten. Zu dieser Einsicht könnte auch das hohe Durchschnittsalter der Lehrer in Deutschland beitragen: Laut aktuellem OECD-Bericht ist beinah jeder zweite jenseits der Fünfzig - weit davon entfernt ein sogenannter Digital Native zu sein.

Die Zahlen lesen sich so, als würde Christian Lindner offene Türen einrennen. Auf einem Wahlplakat der FDP posiert der Spitzenkandidat mit Smartphone und Kopfhörern nämlich neben dem pink eingefärbten Spruch: "Digital first. Bedenken second." Ganz so unbesorgt mögen sich die Deutschen der Digitalisierung des Alltags jedoch nicht überantworten, zumindest nicht, wenn es um ihre Kinder und die Nutzung von Smartphones im Unterricht geht: Lediglich 42 Prozent der Bevölkerung möchten, dass Schüler ab der siebten Klasse ihr Handy für schulische Zwecke nutzen dürfen, 52 Prozent sind dagegen. Da schon heute viele Lehrer eine solche Nutzung erlauben, beispielsweise um Vokabeln in dem auf dem Smartphone installierten Offline-Wörterbuch nachschlagen zu lassen, könnte diese Meinungsäußerung ein gewisses Konfliktpotenzial im weiteren Prozess der Digitalisierung ankündigen. Weniger skeptisch beurteilen die Umfrageteilnehmer die Möglichkeit, über bevorstehende Tests, Hausaufgaben oder Prüfungsergebnisse von der Schule digital informiert zu werden: Nur ein Viertel lehnt das ab.

Wie viel Unterrichtszeit sollten Schüler mit selbständigem Arbeiten am Computer verbringen? Für diese Frage hält das Barometer deutliche höhere Werte als noch vor zwei Jahren bereit. 25 Prozent finden, dass mindestens die Hälfte der Unterrichtszeit so verwendet werden sollte; zwei Drittel sind der Meinung, es müssten mindestens 30 Prozent sein. Nur vier von hundert Befragten lehnen es ab, dass Schüler im Unterricht überhaupt vorm PC sitzen.

Die Kita wünschen sich Dreiviertel der Bürger dagegen als Schonraum: ganz ohne digitale Kompetenzen.

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