Diesel:Umrüsten!

Verkehrsminister Scheuer vollzieht überraschend die Wende.

Von Thomas Fromm

Für den Verkehrsminister wurde die Luft in der Dieselpolitik angesichts immer neuer Fahrverbote immer dünner, und so überraschte Andreas Scheuer am Freitag mit der kryptischen Ansage, man werde sich "technische Gedanken machen, wie wir bestehende Fahrzeuge noch sauberer bekommen". Hinter der dürren Ankündigung steckt die Wende des Andreas Scheuer: Die Regierung prüft nach langem Widerstand jetzt doch ein Konzept zur Nachrüstung von Euro-5-Dieselfahrzeugen. Für die Verbraucher, denen von der Industrie saubere Autos versprochen wurden und die schmutzige Fahrzeuge bekamen, ist dies die sauberste aller Lösungen. Allerdings hat der radikale Kurswechsel des Ministers auch einen großen Haken: Er muss sich jetzt offen gegen die Interessen der Autohersteller stellen und ihnen vorschreiben, die von ihnen produzierten Autos zu reparieren. Bislang aber waren Scheuer und Industrie in einem Punkt stets einer Meinung: Es sei technisch besser, günstige Software-Updates auf dreckige Diesel zu ziehen, als komplizierte, teure Nachrüstungen vorzunehmen. Oder: gleich ganz neue Autos zu kaufen. Der Industrie kam das Argument gelegen. Bei Umrüstungskosten von 5000 Euro je Auto käme sie der Abgasbetrug am Ende ziemlich teuer. Lieber wirbt man daher für die nächste Diesel-Generation oder spielt eine neue Software auf. Ohne die Hersteller, sagte Scheuer nun, werde es nicht gehen. Was immer er auch damit gemeint hat - es liegt neuer Streit in der Luft.

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