Diesel-Gipfel:Neue Software für 2,5 Millionen Autos

Industrie sagt Nachrüstung von Fahrzeugen der Klasse Euro 5 und 6 zu - angeblich ohne Leistung und Verbrauch zu verschlechtern. Die Hersteller versprechen auch Abwrackprämien.

Von Robert Roßmann, Berlin

Die deutschen Autohersteller haben beim Diesel-Gipfel in Berlin Umstiegshilfen für Käufer sauberer Neuwagen sowie die Nachrüstung weiterer gut 2,5 Millionen Dieselfahrzeuge zugesagt. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) versprach am Mittwoch, dies werde "zügig" geschehen, den Haltern würden dabei keine Kosten entstehen. Außerdem garantiere man, dass die Nachrüstung "keinen Einfluss auf Motorleistung, Verbrauch oder Lebensdauer" haben werde. Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) sagte nach dem Treffen, die Zusagen dürften nur "ein erster Schritt" sein. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) sprach von einem "Zwischenergebnis" und wies darauf hin, dass auch technische Nachrüstungen der Diesel-Fahrzeuge "noch nicht vom Tisch" seien. Darüber werde jetzt in Expertenrunden weiter gesprochen. Die Autoindustrie lehnt diese technischen Nachrüstungen jedoch ab, auch weil sie deutlich teurer als Software-Updates sind. Volkswagen-Chef Matthias Müller sagte, die Konzerne hielten es "im Grunde genommen für ausgeschlossen, Hardware-Nachrüstungen vorzunehmen". In einer Mitteilung des VDA heißt es, die deutschen "Pkw-Hersteller bieten an, freiwillig einen Großteil ihrer Euro-5- und teilweise Euro-6-Diesel-Pkw über Software-Updates nachzurüsten". Damit solle eine durchschnittliche Stickoxid-Reduzierung von 25 bis 30 Prozent bei den so modifizierten Fahrzeugen erreicht werden. In den vergangenen Monaten hatte Volkswagen bereits 2,5 Millionen Diesel-Pkw nachgerüstet, insgesamt bekämen damit gut fünf Millionen Fahrzeuge ein Software-Update. Derzeit gibt es 5,8 Millionen Diesel-Pkw der Schadstoffklassen 5 und 6 von deutschen Autobauern.

Neben den Software-Updates wollen die deutschen Autobauer "herstellerspezifische Vertriebsmaßnahmen ergreifen, um die Flottenerneuerung mit Blick auf ältere Diesel mit Nachdruck anzugehen". Damit ist eine Art Abwrackprämie für Fahrzeuge mit hohem Schadstoff-Ausstoß gemeint. BMW machte bereits am Mittwoch ein Angebot: Wer bis zum Jahresende einen Euro-4-Diesel oder einen noch älteren Diesel in Zahlung gibt und einen Euro-6-Diesel oder einen elektrifizierten BMW oder Mini kauft, bekommt bis zu 2000 Euro Rabatt.

Zuvor hatte bereits Ford den Haltern älterer Dieselautos einen "Umweltbonus" zwischen 2000 und 8000 Euro angeboten, wenn sie einen Neuwagen von Ford kaufen. Voraussetzung ist, dass die Wagen eine älteren Abgasnorm nach Euro 1, 2 oder 3 besitzen und bis 2006 zugelassen wurden. Die Autokonzerne wollen sich auch zur Hälfte an der Finanzierung eines Mobilitätsfonds der Bundesregierung beteiligen, der insgesamt mit 500 Millionen Euro ausgestattet wird. Mit dem Geld aus diesem Fonds sollen Städte und Ballungsräume gefördert werden, die besonders stark von Stickoxid-Emissionen betroffen sind. Dabei sollen vor allem "intelligente Verkehrs- und Mobilitätslösungen", also etwa bessere Verkehrsleitsysteme, finanziert werden. Mit ihren Zugeständnissen wollen die Autokonzerne Fahrverbote für Dieselfahrzeuge in Städten vermeiden.

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