Diesel-Affäre:Razzia bei BMW

Hundert Ermittler durchsuchen die Münchner Konzernzentrale und ein Werk in Österreich. Die Staatsanwälte gehen dem Verdacht nach, dass eine unzulässige Abgas-Software im Einsatz war.

Von Max Hägler

Die Staatsanwaltschaft München hat den Autobauer BMW wegen Betrugsverdachts bei der Diesel-Abgasreinigung ins Visier genommen. Die Konzernzentrale in München und ein Standort in Österreich seien von insgesamt etwa 100 Beamten durchsucht worden, teilte die Behörde mit. "Es besteht der Anfangsverdacht, dass die BMW AG eine prüfstandsbezogene Abschalteinrichtung verwendet hat", erklärten die Strafverfolger. Sie hätten am 27. Februar ein Ermittlungsverfahren gegen unbekannt wegen Betrugsverdachts eingeleitet.

Die Durchsuchung der Staatsanwaltschaft geht zurück auf Informationen des Kraftfahrtbundesamtes in Flensburg (KBA). Bei einem Termin dort am 24. Februar hätten BMW-Mitarbeiter eingeräumt, in zwei Fahrzeugmodellen, den hoch motorisierten Typen 750xd und M550xd, seien unzulässige Abschalteinrichtungen verbaut worden. Bei dem Gespräch hätten die Firmenvertreter erklärt, es habe sich um ein Versehen gehandelt. Offensichtlich überzeugte diese, teils bereits öffentlich bekannte, Argumentation bislang weder das KBA noch die Staatsanwaltschaft.

Das Unternehmen bestätigte am Dienstag, Ermittler hätten Räume in der Konzernzentrale, im Forschungs- und Innovationszentrum in München und im Dieselmotorenwerk im österreichischen Steyr durchsucht. Man nehme den Fall sehr ernst und habe ein großes Interesse an der umfassenden Aufklärung des Sachverhalts, teilte BMW mit. Unabhängig davon habe das Unternehmen bereits eine interne Untersuchung eingeleitet und stelle seine bisherigen Erkenntnisse selbstverständlich den Behörden zur Verfügung. Dabei betonten Firmenvertreter jedoch weiterhin, "dass es sich bei dem Vorfall um eine fehlerhafte Software-Zuordnung" handle und "nicht um eine gezielte Manipulation der Abgasreinigung".

Das beanstandete Programm zur Abgasreinigung sei für die Sportgeländewagen X5 und X6 entwickelt worden, aber irrtümlich auch auf die zwei betroffenen 5er- und 7er-Modelle aufgespielt worden. Dort funktioniere die Abgasreinigung danach nicht mehr korrekt. Viele der insgesamt gut 11 000 betroffenen Fahrzeuge seien zuerst mit der richtigen Software auf die Straße gebracht worden und mehr als zwei Jahre korrekt gelaufen, erklärte das Unternehmen. Die fehlerhafte Software sei "erst deutlich nach dem Produktionsstart" dieser Modell-Versionen verwendet worden.

Der BMW-Vorstand um Konzernchef Harald Krüger hatte bislang stets betont, dass der Münchner Autobauer nicht in den Dieselskandal verwickelt sei, der im September 2015 bei Volkswagen seinen Ausgang nahm. Das Unternehmen hat für diesen Mittwoch zur Jahrespressekonferenz eingeladen. Dort will Krüger einen Ausblick für das laufende Jahr geben.

Die Staatsanwaltschaft teilte unterdessen mit, die beschlagnahmten Beweismittel müssten nun erst gesichtet werden. Die Ermittlungen würden ergebnisoffen geführt und stünden erst ganz am Anfang. Neben BMW und Volkswagen untersuchen Strafverfolger derzeit auch die Autobauer Daimler und Audi wegen möglicher Abgasmanipulationen.

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