Die Zeit zwischen den Päpsten:Neun Tage Trauer

Nach dem Tod ihres Oberhauptes ist die katholische Kirche ohne Führung. Die Regelungen für die Zeit nach seinem Ableben bis zur Wahl eines neuen Papstes hat Johannes Paul II. selbst reformiert und einen genauen Zeitplan festgelegt. Kardinaldekan Joseph Ratzinger kommt hierbei eine besondere Bedeutung zu.

Ein Papst hat keinen Stellvertreter. Nach seinem Tod ist die katholische Kirche ohne Führung. Zwar übernimmt das Kardinalskollegium die Amtsgeschäfte, doch es hat lediglich Vollmacht, die laufenden Geschäfte zu führen, die Trauerfeiern und die Beisetzung des Papstes vorzubereiten und die Wahl des neuen Mannes an der Kirchenspitze zu organisieren.

Johannes Paul hat 1996 selbst die Regelungen für die "Zeit zwischen den Päpsten" reformiert. Die hohen Kirchenvertreter (Kardinalsstaatssekretär und die Kardinalspräfekten) treten von ihren Ämtern zurück, vergleichbar einem Kabinett im politischen Bereich. Im Amt bleiben aber der Camerlengo (Kardinalskämmerer), der Großpönitentiar, der Kardinalvikar der Diözese Rom, der Kardinalerzpriester der vatikanischen Basilika und der Generalvikar für die Vatikanstadt wegen ihrer jeweiligen Aufgaben.

Besondere Bedeutung kommt dem Camerlengo, dem spanischen Kardinal Eduardo Martínez Somalo (78), zu. Er regelt mit Hilfe dreier Kardinalassistenten - sie bilden zusammen die so genannte Sonderkongregation - die laufenden Geschäfte der Kirche, allerdings unter der Kontrolle des Kardinalskollegiums, das in wichtigeren oder strittigeren Angelegenheiten das letzte Wort hat.

Neun Tage Trauer

Das Kardinalskollegium kommt täglich in Form so genannter Generalkongregationen zusammen. Als wichtigste Amtshandlung muss das Kardinalskollegium "Tag, Stunde und die Art und Weise bestimmen, wie der Leichnam des gestorbenen Papstes in die Vatikanische Basilika zu überführen ist, um dort zur Verehrung der Gläubigen aufgebahrt zu werden".

Die Trauerfeiern sollen "während neun aufeinander folgender Tage gehalten werden". Die Bestattung ist vier bis sechs Tage nach dem Tod vorgesehen. Es ist aber nicht vorgeschrieben, dass die Päpste, wie in der neueren Geschichte üblich, unbedingt im Petersdom ihr Grab finden.

Das Konklave in der Sixtinischen Kapelle, also die Wahlversammlung, beginnt 15 bis 20 Tage nach dem Tod des Papstes. Der Camerlengo und der Kardinaldekan, dem Deutschen Joseph Ratzinger (77), haben hierbei besondere Aufgaben. Im Kern geht es darum, den ordnungsgemäßen Ablauf der Wahl zu gewährleisten.

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