Die Rückkehr der Eta:Der Feind ist da, wo es weh tut

Den Politikern in Madrid galt die Eta als besiegt - doch nun zeigt sie, welche zerstörerische Gewalt sie noch entwickeln könnte.

Sebastian Schoepp

Bei keinem Thema haben sich die zerstrittenen spanischen Parteien in den vergangenen Wochen so einig gezeigt wie bei der Eta. Wie ein Mantra wiederholten sie die These, die baskische Terror-Organisation sei im 50. Jahr ihrer Existenz im Prinzip erledigt.

Die Rückkehr der Eta: Touristen an einem der Anschlagsorte auf Mallorca

Touristen an einem der Anschlagsorte auf Mallorca

(Foto: Foto: AP)

Und sah es nicht ganz so aus? Innerhalb von zwölf Monaten waren vier Eta-"Militärchefs" verhaftet worden. Die Kooperation mit Frankreich, dem früheren Rückzugsgebiet der Terroristen, funktioniert wie nie. 750 Eta-Leute sitzen in Haft. Unter ihnen wächst die Zahl derer, die der Gewalt abschwören. Doch der Hydra wachsen neue Köpfe.

Den Anschlag von vor zehn Tagen auf Mallorca, bei dem zwei junge Polizisten starben, konnten die Politiker in Madrid gerade noch zurechtinterpretieren: Es handele sich um eine zwar machtvolle, aber doch letzte Zuckung der Separatisten.

Dass die Eta nun trotz eines gewaltigen Sicherheitsaufgebotes innerhalb von zehn Tagen erneut Bomben legen konnte, und zwar gleich drei, ist der Beweis, dass diese These voreilig war. "Es gibt offenbar ein Eta-Kommando auf Mallorca" - dieses Fazit des leitenden Staatsanwalts Bartomeu Barceló macht alle Hoffnung auf ein Ende des Terrors zunichte.

Ein Stich ins Herz des spanischen Sicherheitsapparates

Ein Eta-Kommando auf Mallorca, das heißt: Der Feind ist stark genug, sich da zu formieren, wo es am meisten weh tut. Der Tourismus ist einer der wichtigsten Wirtschaftszweige Spaniens. Mallorca ist eine Insel und sollte von der Polizei eigentlich leicht kontrolliert werden können. Trotzdem gelingt es diesem Kommando, Bomben in Restaurants und einem Einkaufszentrum zu legen. Das ist ein Stich ins Herz des spanischen Sicherheitsapparates.

Von der geringen Sprengkraft sollte man sich nicht täuschen lassen. Nächstes Mal könnte es auch stärkerer Sprengstoff sein. Die Bomben ausgerechnet in Damentoiletten zu deponieren, wirkt nebenbei wie ein besonders makabrer Spott im Macholand Spanien. Dass die Eta diesmal - anders als beim Anschlag vor zehn Tagen auf die Guardia Civil - vorher eine Warnung absetzte, ist Teil ihrer perfiden Strategie.

Den ausländischen Touristen soll klargemacht werden, dass sie nicht gemeint sind, sich aber trotzdem im Fadenkreuz der Eta befinden. Bei früheren Anschlägen machten die Terroristen keine Unterschiede zwischen ihren Opfern. 1987 sprengten sie in Barcelona einen Supermarkt in die Luft, auch später töteten sie Alte, Kinder, Einwanderer, mehr als 800 Menschen insgesamt.

Am Ziel hat sich nichts geändert

Das Ziel bleibt stets gleich: den spanischen Staat zu Verhandlungen über eine Unabhängigkeit des Baskenlandes zu zwingen. Dort aber stößt der Terror auf genauso breite Ablehnung wie überall in Spanien. Der politische Rückhalt für die Eta ist stark geschrumpft, was allerdings auch daran lag, dass die Justiz Eta-nahe Parteien konsequent verboten hat.

Doch der Wille zur Selbstbestimmung im Baskenland ist geblieben, trotz Wohlstands und weitreichender Autonomie. Ohne über dieses Thema zu sprechen, wird der Konflikt kaum gelöst werden können. Jedes neue Attentat der Eta rückt einen solchen Dialog jedoch in weitere Ferne.

Kürzlich veröffentlichte die Zeitung El País eine Umfrage, wonach immer noch 15 Prozent der baskischen Jugendlichen Gewalt billigen, sei es aus irrer Abenteuerlust oder weil sie der Blut- und Boden-Ideologie der radikalen Nationalisten anhängen. Das ist Etas Nährboden.

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