Die Recherche zu Toleranz:Rassismus der zweiten Art

Lesezeit: 2 Min.

"Und woher kommt ihr wirklich?" - Dumme Fragen, die die Toleranz-Recherche via #momentmal aufspießen will. (Foto: dpa)

Die einen halten Deutschland für das "toleranteste Land der Welt", die anderen fühlen sich in ihrer "Heimat nicht mehr wohl". Sie wird kontrovers, die neue Recherche zum Thema Toleranz. Erst recht, wenn wir gemeinsam mit Ihnen latente Vorurteile entlarven.

Von Sabrina Ebitsch

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

ist diese Recherche überflüssig? Manch ein Kommentator zeigt sich ob der Themenwahl der SZ-Leser unzufrieden und moniert, das man sich die Recherche getrost sparen könne - denn: "Deutschland ist so ziemlich das toleranteste Land auf der ganzen Welt." Eine gewagte Hypothese.

Dagegen spricht das Votum der jüngsten Abstimmung im Rahmen unseres Projekts Die Recherche: Die überwiegende Mehrheit hat sich für die Frage "Vielfalt und Vorurteile: Wie tolerant ist Deutschland?" entschieden - und damit zumindest für eine Überprüfung der Hypothese. Und dagegen sprechen diverse Rückmeldungen, die uns seitdem erreicht haben und die deutlich machen, wie wichtig und richtig die Entscheidung unserer Leser war:

"Ich lebe seit meinem vierten Lebensjahr in der BRD. Ich habe einen deutschen Pass. Aber was heißt das schon. Ich bin dunkelhaarig und -äugig und mein Name klingt auch nicht deutsch. Ich kann machen was ich will, man lässt mich in den letzten Jahren spüren, das ich nicht erwünscht bin. Bis vor circa fünf Jahren habe ich mich dazugehörig gefühlt beziehungsweise bin nicht mit Fremdenhass konfrontiert worden. Was ich aber in den letzten fünf Jahren erlebe, lässt mich erschaudern. Ich fühle mich in meiner Heimat nicht mehr wohl."

Schreiben wie diese geben eine Richtung dieser Recherche vor. Genauso wie die vielen anderen Vorschläge, Tipps, Fragen und Ideen, die uns seitdem erreicht haben und vielfach in unseren stetig wachsenden Themenplan Eingang gefunden haben. Wie zum Beispiel diese Anregung, zu der es voraussichtlich einen Beitrag geben wird: "Diversität als Stärke einer Gesellschaft? Ist eine 'bunte' Welt erfolgreicher?" Oder diese: "Welche Konsequenzen es hätte in ökonomischer, gesellschaftlicher und sozio-kultureller Hinsicht, würde man alle 'Ausländer' abschieben?". Oder diese:

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Mehrere Leser haben auch auf die teils offene, teils versteckte Alltagsdiskriminierung, die Anfeindungen im Kleinen aufmerksam gemacht. Die Recherche dazu wollen wir gerne mit Ihnen gemeinsam angehen. Wir suchen nach Geschichten und Sätzen, in denen Rassismus, Homophobie oder schlicht die Intoleranz gegenüber dem Anderssein erst auf den zweiten Blick deutlich werden. Begegnungen, die oberflächlich unverfänglich, vielleicht sogar freundlich sind, in denen aber unterschwellig Vorurteile und Ressentiments mitschwingen.

Zum Beispiel in der berühmt-berüchtigten Frage "Und woher kommst du wirklich?", die Menschen, die nicht als deutsche Standardausgabe durchgehen, gerne gestellt wird. Solche Sätze wollen wir mit Ihnen dekonstruieren und mehr Bewusstsein schaffen. Zum Beispiel dafür, dass es untragbar ist, Menschen mit Behinderung "Krüppel" zu nennen. Aber dass es genauso daneben ist, sie dafür zu loben, wie "tapfer sie ihr Schicksal meistern".

Twittern Sie mit dem Hashtag #momentmal an @DieRecherche oder posten Sie auf unserer Facebookseite die Gemein(t)heiten, die Ihnen begegnet sind. Oder schicken Sie uns eine Mail mit der fraglichen Szene und einer kurzen Erklärung, was Ihrer Meinung nach hinter der Bemerkung steckte.

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Von Sabrina Ebitsch

Haben Sie darüber hinaus Meinungen, Ideen oder sonstiges Feedback zur Toleranz-Recherche (#ToleranSZ)? Auch dafür sind wir, wie unten aufgeführt, jederzeit für Sie erreichbar.

Vielen Dank fürs Mitmachen und auf eine spannende Recherche,

Sabrina Ebitsch, Team Die Recherche

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