Die Linken: Parteiführung:Lafontaine gibt den Parteivorsitz auf

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"Der Krebs war ein Warnschuss": Wochenlang war über die Zukunft der Linken und ihres Parteichefs spekuliert worden, nun hat Oskar Lafontaine selbst seine Entscheidung bekanntgegeben: Er zieht sich aus der Führung der Partei und der Bundespolitik zurück.

Eine der schillernsten Politikerkarrieren endet vorerst - zumindest auf Bundesebene: Linkspartei-Chef Oskar Lafontaine gibt den Vorsitz der Partei auf. Der 66-Jährige gab in Berlin bekannt, dass er beim Parteitag im Mai nicht erneut für das Amt kandidieren werde. Auch sein Bundestagsmandat werde er niederlegen, sagte Lafontaine, der sich im Dezember einer Krebsoperation unterziehen musste.

Scheidender Linke-Chef: Oskar Lafontaine zieht sich aus der Bundespolitik zurück. (Foto: Foto: Reuters)

Lafontaine betonte, sein Rückzug habe ausschließlich gesundheitliche Gründe. "Diese Entscheidung hat nichts mit den Personaldebatten der letzten Wochen zu tun", betonte er. Er habe im vergangenen Jahr eine Reihe von gesundheitlichen Attacken überstehen müssen.

Bereits nach dem Messerattentat auf ihn im Jahr 1990 habe er eine existentielle Krise zu überwinden gehabt, jetzt sei der Krebs ausschlaggebend dafür gewesen, kürzerzutreten. "Der Krebs war ein Warnschuss, über den ich nicht hinweggehen kann", sagte Lafontaine.

Gewissheit darüber, ob er die Krankheit überwunden habe, könne er nicht in wenigen Wochen haben, sondern dazu seien Untersuchungen in längeren Zeitabständen nötig. Fraktionsvorsitzender im Saarland will Lafontaine aber bleiben. Zudem kündigte er an, sich - sowie es seine Gesundheit zulasse - in den nordrhein-westfälischen Landtagswahlkampf einschalten zu wollen.

Fraktionschef Gregor Gysi nannte die Entscheidung schmerzlich, aber respektabel. "Oskar Lafontaine war, bleibt und wird eine herausragende Persönlichkeit bleiben", sagte Gysi. Ohne Lafontaine hätte es die Linke in dieser Form nicht gegeben, würdigte Gysi seinen Parteifreund.

Lafontaine "war, ist und bleibt eine herausragende Figur" in der deutschen wie europäischen Politik, betonte Gysi. Er habe sich herausragende politische Verdienste erworben. "Er ist nicht ersetzbar", sagte Gysi. Der scheidende Bundesgeschäftsführer Dietmar Bartsch hatte zuvor erklärt, auch in der Linken sei niemand unersetzlich.

Machtkampf in der Linken

Der frühere SPD-Chef, Bundesfinanzminister und saarländische Ministerpräsident führt die Linke seit ihrer Gründung 2007 zusammen mit Lothar Bisky. Bisky, der ebenfalls im Mai nicht wieder kandidiert, ist seit seiner Wahl ins Europaparlament als Vorsitzender in den Hintergrund getreten.

Damit ergab sich infolge Lafontaines Krankheit ein Führungsvakuum, das zu einem seit Wochen anhaltenden Machtkampf zwischen verschiedenen Flügeln der Partei führte. Bundesgeschäftsführer Dietmar Bartsch, der als Gegner des harten Oppositionskurses von Lafontaine gilt, kündigte vergangene Woche an, im Mai nicht erneut für dieses Amt zu kandidieren.

Ihm war zuvor Illoyalität gegenüber Lafontaine vorgeworfen worden. Bundestagsfraktionschef Gregor Gysi hatte sich dabei gegen Bartsch gestellt.

© sueddeutsche.de/dpa/Reuters/gal - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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