Die Linke:Lafontaine vor Rückzug aus Bundestag

Linken-Chef Oskar Lafontaine zieht sich offenbar nach Saarbrücken zurück. Sein interner Rivale Dietmar Bartsch ist nun Vizefraktionschef - und zeigt sich enttäuscht von Gregor Gysi.

Linksparteichef Oskar Lafontaine will nach Informationen der Nachrichtenagentur DAPD offenbar sein Bundestagsmandat aufgeben, den Fraktionsvorsitz im saarländischen Landtag aber behalten.

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Verzichtet offenbar auf sein Bundestagsmandat: Oskar Lafontaine

(Foto: Foto: ddp)

Über diese Entscheidung werde Lafontaine am Samstag den Bundesvorstand in Berlin informieren, erfuhr die DAPD am Donnerstagabend aus zuverlässiger Quelle. Ob er auf dem Bundesparteitag im Mai erneut für den Vorsitz der Linken kandidieren werde, wolle er sich dagegen jedoch vorläufig offenhalten.

Sprecher von Partei und Fraktion kommentierten diese Informationen bislang nicht.

Zuvor hatte ein Sprecher der Linken mit Blick auf den Termin am Samstag gesagt: "Lafontaine als Vorsitzender kann natürlich immer an Vorstandssitzungen teilnehmen." Der 66-Jährige hatte sich einer Krebsoperation unterziehen müssen.

Seine weitere politische Zukunft wollte er von dem Genesungsprozess und den ärztlichen Prognosen abhängig machen.

Am Dienstag trat er dann bei einem Auftritt in Saarbrücken erstmals wieder bei einer politischen Veranstaltung auf.

Am Donnerstag wählte die Bundestagsfraktion der Linken zudem Bundesgeschäftsführer Dietmar Bartsch zum neuen stellvertretenden Fraktionschef. Fast 80 Prozent der anwesenden 66 Bundestagsabgeordneten votierten am Abend für Bartsch als einen von insgesamt sieben Stellvertretern von Fraktionschef Gregor Gysi.

Er erhielt 51 Ja-Stimmen, zwölf Abgeordnete stimmten mit Nein, zwei Stimmen waren ungültig, es gab eine Enthaltung. Sowohl Bartsch als auch Gysi zeigten sich über das Ergebnis ausdrücklich zufrieden.

Anfang der vergangenen Woche hatte Gysi Bartsch Illoyalität gegenüber Parteichef Lafontaine vorgeworfen und ihm indirekt den Rückzug von dem Posten als Bundesgeschäftsführer nahegelegt. Bis zum Rostocker Parteitag im Mai wird Bartsch jedoch das Amt weiter ausüben.

Bartsch: Posten kein Trostpflaster

Das Amt des stellvertretenden Fraktionschefs war Bartsch schon vor Tagen von Fraktionschef Gysi angetragen worden - als eine Art Entschädigung dafür, dass er den Posten des Bundesgeschäftsführers aufgeben musste.

Bartsch sieht seinen neuen Posten allerdings nicht als "Trostpflaster" für sein Ausscheiden aus dem Parteiamt. "Nein, so hat das der vorschlagende Gregor Gysi nicht gemeint. Und ich sehe das auch ausdrücklich nicht so", sagte er der Mitteldeutschen Zeitung .

Bartsch räumte ein, dass ihn die Angriffe der vergangenen Woche sowohl "politisch als auch persönlich" getroffen hätten. Nachdem ihn sein langjähriger Weggefährte, Fraktionschef Gregor Gysi, öffentlich gerügt hatte, habe er sogar überlegt zurückzutreten.

"Natürlich habe ich am Montagabend auch daran gedacht, am Dienstag zurückzutreten." Er habe dann aber beschlossen, "mich in den Dienst der Partei zu stellen".

Ob nach der gestrigen Wahl sein Verhältnis zu Gysi geklärt ist, ließ Bartsch offen. "Ich habe mit Gregor Gysi die schwersten Zeiten, die die PDS hatte, gemeistert. Da ist eine enge politische und auch persönliche Freundschaft entstanden. Das heißt nicht, dass man nicht Differenzen haben kann. Trotzdem war der Montag für mich persönlich ein schwerer Schlag", sagte Bartsch dem Blatt.

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