Die EU und Venezuela:Halbherzig richtig

Die Europäer müssen mehr tun, als nur einen Machtwechsel zu fordern.

Von Stefan Braun

Wer zynisch ist, könnte behaupten, der Autokrat Nicolas Maduro habe die EU zu neuem Leben erweckt. Denn nach nur kurzem Zögern haben Frankreich, Spanien, Großbritannien und Deutschland Position bezogen im venezolanischen Machtkampf. Und sie haben anders als der US-Präsident Donald Trump nicht einfach Partei ergriffen, sondern Neuwahlen gefordert. Für ein Europa, das sich als Vorkämpfer für Demokratie versteht, ist das unverzichtbar.

Allerdings darf dies nicht alles bleiben, was die Europäer tun. Sonst ist es nicht mehr als eine billige Geste. Ringe sich Maduro nicht zu Neuwahlen durch, werde man Parlamentspräsident Juan Guaidó anerkennen - diese Forderung bekommt erst dann Gewicht, wenn die EU sie mit Angeboten verbindet. Wie wäre es mit einer Vermittlungsinitiative? Warum Neuwahlen nicht mit Kooperationsangeboten verknüpfen? Nur wer sich engagiert, kann wirklich was erreichen.

Venezuela ist weit und muss Europa nicht interessieren: Wer so denkt, hat nicht kapiert, was auf der Welt los ist. Venezuela kann für viele Staaten Zukunftsweisendes bieten. Setzt sich der Autokrat durch, haben auch China und Russland gewonnen. Gibt es einen demokratisch herbeigeführten Wandel, zeigt Demokratie, welche Kraft sie entfaltet. Das kann Europa nicht egal sein.

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