"Diederich war allein, als er auf den Reitweg hinausstürzte, dem Kaiser entgegen, der auch allein war. Ein Mensch im gefährlichsten Zustand des Fanatismus, beschmutzt, zerrissen, die Augen wie ein Wilder: der Kaiser, vom Pferd herunter, blitzte ihn an, er durchbohrte ihn.
Diederich riss den Hut ab, sein Mund stand weit offen, aber der Schrei kam nicht. Da er zu plötzlich anhielt, glitt er aus und setzte sich mit Wucht in einen Tümpel, die Beine in die Luft, umspritzt von Schmutzwasser.
Da lachte der Kaiser. Der Mensch war ein Monarchist, ein treuer Untertan!
Der Kaiser wandte sich nach seinen Begleitern um, schlug sich auf die Schenkel und lachte. Diederich aus seinem Tümpel sah ihm nach, den Mund noch offen."
Heinrich Mann in seinem Roman "Der Untertan", den er kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges fertigstellte.
Im Bild: Wilhelm II. in Marine-Robe um die Jahrhundertwende.
Foto: Das Gupta.