Die aktuelle Entwicklung:Oktober 2001

1. OktoberBei der Explosion einer Autobombe in Jerusalem wird ein Mensch verletzt. Zu dem Anschlag auf einem privaten Parkplatz bekennt sich die Gruppe "Islamischer Dschihad". Israelische und palästinensische Sicherheitskräfte kommen im Gaza-Streifen erneut zu Gesprächen zusammen.

2. OktoberZwei schwer bewaffnete Palästinenser dringen im nördlichen Gaza-Streifen in die israelische Siedlung Elei Sinai ein und töten zwei jugendliche Bewohner. 15 Personen werden bei dem Überfall und einer heftigen Schießerei verletzt. Israelische Soldaten töten die Attentäter.

3. OktoberIsrael reagiert mit einem massiven Militärschlag auf den Überfall. Panzer zerschießen im Gaza-Streifen sieben palästinensische Polizeiwachen, Bulldozer walzen die Felder von Palästinensern nieder. Bei einem Angriff mit Panzergranaten sterben fünf Palästinenser in einem Auto. Ein sechster wird bei einem Feuergefecht getötet.

In einer nächtlichen Kabinettssitzung hat Ministerpräsident Scharon der Armee "freie Hand" bei der Bekämpfung des Terrorismus gewährt. Dies schließe auch die "gezielte Tötung von Extremisten" ein, sagen verschiedene Minister.

4. OktoberWegen der anhaltenden Gewalt sagt Verteidigungsminister Benjamin Ben-Elieser alle Gespräche mit den Palästinensern ab. Trotzdem kommt es zu einem Treffen zwischen Schimon Peres und dem palästinensischen Chefunterhändler Sajeb Erekat.

Bei einer Schießerei am Busbahnhof der nordisraelischen Stadt Alufa erschießt ein palästinensicher Attentäter zwei Passanten, bevor er selbst tödlich getroffen wird. Sechs Menschen werden schwer verletzt.

5. OktoberIsraelische Armeeeinheiten marschieren in Hebron im Westjordanland ein. Es kommt zu stundenlangen heftigen Gefechten zwischen der israelischen Armee und Palästinensern.

7. OktoberDie Palästinensische Autonomiebehörde droht den militanten Organisationen im Westjordanland und im Gaza-Streifen mit Bestrafung, falls diese ihre Gewalt gegen Israel nicht sofort einstellen. Es ist das erste Mal seit Beginn der Intifada vor einem Jahr, dass die Behörde offen mit Bestrafung droht.

Indes hält die Gewalt in der Region an: Ein palästinensischer Selbstmordattentäter sprengt sich im Norden des Landes in die Luft und reißt einen Israeli mit in den Tod. In der Nacht zuvor hatten israelische Soldaten zwei Palästinenser nahe Hebron erschossen.

8. OktoberNach den ersten US-Angriffen in Afghanistan bleibt es anfangs in den Straßen Gazas und in den Autonomiegebieten in Westjordanland ruhig. Später protestieren mehrere hundert Anhänger des mutmaßlichen saudi-arabischen Terroristen Osama bin Laden. Dabei kommt es zu heftigen Zusammenstößen zwischen radikal-islamischen Palästinensern und Arafats Sicherheitskräften.

10. OktoberPalästinenserpräsident Arafat greift auf einer Sitzung arabischer Außenminister in Katar Israel mit scharfen Worten an. Er wirft Israel vor, es missbrauche die "amerikanische Tragödie" und die Beschäftigung der gesamten Staaten dieser Welt damit, um die Besatzung palästinensischer Gebiete aufrecht zu erhalten. Zudem habe Israel seit den Angriffen auf Amerika Autonomiegebiet zurück erobert.

14. OktoberDie israelische Armee nimmt nach mehreren Wochen Pause ihre weltweit umstrittene Politik der gezielten Liquidierung mutmaßlicher palästinensischer Terroristen wieder auf. Nach palästinensischen Angaben töten israelische Scharfschützen in der palästinensischen Autonomiestadt Kalkilia im Westjordanland den 35 Jahre alten Abdel Rachman Hamad durch zwei Kopfschüsse, dem Israel die Beteiligung an dem Attentat auf eine Stranddiskothek in Tel Aviv vorwirft.

15. OktoberEin führendes Mitglied der radikal-islamischen palästinensischen Hamas-Organisation kommt durch eien Autobombe in der palästinensischen Autonomiestadt Nablus ums Leben.

17. OktoberDer israelische Tourismusminister Rechavam Seevi (75) wird im "Hyatt"-Hotel in Jerusalem durch zwei Kopfschüsse getötet. Zu dem Attentat bekennt sich die "Volksfront zur Befreiung Palästinas". Regierungschef Ariel Scharon macht Palästinenserpräsident Jassir Arafat für den Mord verantwortlich. Die Palästinensische Autonomiebehörde verurteilt den Anschlag, warnt Israel aber vor einer Aussetzung der Annäherung.

Wenige Stunden vor dem Attentat hatte Scharon noch die Gründung eines palästinensischen Staates befürwortet. Außenminister Schimon Peres appelliert an Arafat, "alles zu tun", damit die Region nicht "in Flammen aufgeht". Seevi hatte als Vorsitzender des ultrarechten Parteienblocks "Nationale Union-Israel, unser Heim" den "Transfer" aller Palästinenser nach Jordanien verlangt.

18. OktoberNach dem Mord am Tourismusminister rücken Einheiten der israelischen Armee mit Panzern in die palästinensischen Autonomiestädte Dschenin und Ramallah ein. Nach palästinensischen Angaben lässt Arafat acht Mitglieder der PFLP in Gaza festnehmen. Israel hatte Arafat zuvor ein Ultimatum von einer Woche gestellt, innerhalb welcher die Mörder Seevis an Israel überstellt werden sollen. Sollte dies nicht passieren, erklärt ein Regierungssprecher, werde Israel die Palästinensische Autonomiebehörde als "Hort von Terroristen" betrachten und "entsprechende Maßnahmen" ergreifen.

19. OktoberPalästinensische Extremisten beschießen den Jerusalemer Vorort Gilo, nachdem ein führender Aktivist des militärischen Flügels der Fatah-Organisation von Palästinenserpräsident Arafat in der Nacht durch eine Autobombe getötet wurde. Bei der Explosion starben auch zwei seiner Begleiter. Israel dementiert eine Beteiligung am Tod des Fatah-Aktivisten.

Israelische Truppen marschieren nach Beit Dschalla ein. Einheiten der israelischen Armee dringen außerdem in die Randzonen der palästinensisch-autonomen Städte Bethlehem, Ramallah und Beit Schaur im Westjordanland vor.

21. OktoberDie größte Militäroffensive der israelischen Armee gegen die Palästinenser seit Ausbruch der Intifada vor einem Jahr stellt die Regierung von Premierminister Scharon vor eine Zerreißprobe. Während der rechts-nationale Flügel zu einer Zerstörung der Palästinensischen Autonomiebehörde aufruft und die Vertreibung von Palästinenserpräsident Jassir Arafat ins Exil verlangt, droht die Arbeitspartei mit dem Auszug aus der Koalition.

Peres, der ein Treffen mit Arafat plante, obwohl Scharon nach dem Mord am israelischen Tourismusminister fürs erste jeden diplomatischen Kontakt zur Palästinensischen Autonomiebehörde untersagt hatte, erklärte, die Regierung habe nicht die Absicht, Arafat zu entmachten und dessen Autonomiebehörde zu zerstören. In einem Fernsehinterview verwahrte er sich zugleich gegen "Bevormundung". Er könne Arafat jederzeit treffen und brauche als Außenminister dafür nicht die Erlaubnis des Regierungschefs.

22. OktoberDer Oberste Rat der Autonomiebehörde in Gaza verbietet den bewaffneten Flügel der PFLP. Auch den "Jerusalem Brigaden" der radikalen Gruppe "Islamischer Heiliger Krieg" wird jegliche Aktivität untersagt.

Israelische Kampfflugzeuge bombardieren Ziele im Süden Libanons, nachdem pro-syrische Hisbollah-Milizen israelische Soldaten nahe der umstrittenen Scheeba-Farmen im Süden Libanons mit Granaten beschossen hatten.

In Nablus im Westjordanland wird ein mutmaßlicher palästinensischer Terrorist durch eine Autobombe getötet. Wenig später zerstören Bulldozer der israelischen Armee das Haus eines palästinensischen Selbstmordattentäters in Kalkilia.

23. OktoberUngeachtet zunehmender internationaler Kritik will die israelische Regierung an der Besetzung von sechs palästinensischen Städten in Westjordanland festhalten.

24. OktoberIsrael intensiviert seine Militäroffensive. Einheiten der israelischen Armee marschieren für mehrere Stunden in Beit Rima ein und liefern sich heftige Gefechte mit Palästinensern. Dabei werden nach palästinensischen Angaben zehn, nach israelischen Angaben sechs Palästinenser getötet.

Auch in Tulkarem in Westjordanland kommt es erneut zu schweren Zusammenstößen zwischen israelischen Soldaten und militanten Palästinensern. Dabei werden drei Palästinenser erschossen. Radikale jüdische Siedler eröffnen in Westjordanland das Feuer auf einen palästinensischen Wagen und töten einen Insassen.

25. OktoberTruppen und Panzer der israelischen Armee ziehen sich aus Beit Rima im Westjordanland zurück. UN-Generalsekretär Kofi Annan hat einen Plan zur Beendigung der Gewalt im Nahen Osten und zur Wiederbelebung der Friedensgespräche erarbeitet.

26. OktoberScharon will die Gespräche mit den palästinensischen Sicherheitsexperten wieder aufnehmen. Scharon macht nach Rundfunkmeldungen den Abzug israelischer Armeeeinheiten aus fünf anderen palästinensischen Autonomiestädten von der Kooperationsbereitschaft der Palästinensischen Autonomiebehörde abhängig.

28. OktoberDie Ermordung von vier Israelis gefährdet erneut den Rückzug israelischer Truppen.

29. OktoberIsraelische Soldaten und Panzer ziehen sich auf Befehl Scharons aus den zwei christlich-arabischen Städten Bethlehem und Beit Dschalla zurück. Der Befehl zu diesem Zeitpunkt kommt nach der Ermordung von vier Israelis am Sonntag unerwartet.

31. OktoberIsraelische Soldaten töten sechs Palästinenser in Westjordanland, darunter in Hebron den 25-jährigen Dschamil Dschadallah vom militärischen Flügel der Hamas. Er soll an mehreren Selbstmordattentaten in Israel beteiligt gewesen sein. Dschadallah war aus einem palästinensischen Gefängnis geflüchtet.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: