JU-Deutschlandtag:Tilman Kuban ist neuer Vorsitzender der Jungen Union

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Sieht sich selbst mit der Zeile "sturmfest und erdverwachsen" aus dem Niedersachsen-Lied gut beschrieben: der neue JU-Vorsitzende Tilman Kuban. (Foto: Michael Kappeler/dpa)
  • Weil der bisherige Vorsitzende Paul Ziemiak Generalsekretär geworden ist, brauchte die Junge Union einen neuen Chef.
  • Tilman Kuban aus Niedersachsen hat sich in einer Kampfabsatimmung gegen Stefan Gruhner, der Chef der JU Thüringen durchgesetzt.

Die Junge Union (JU) hat den niedersächsischen Juristen Tilman Kuban zum neuen Vorsitzenden gewählt. In einer Kampfabstimmung setzte sich der 31-Jährige am Samstag mit 200 der 319 gültigen Stimmen oder 62,7 Prozent gegen den Landtagsabgeordneten und thüringischen JU-Vorsitzenden Stefan Gruhner, 34, durch. Die Wahl war nötig geworden, weil der bisherige Vorsitzende der Jungen Union, Paul Ziemiak, seit Dezember Generalsekretär der CDU ist.

Tilman Kuban, 31, galt eigentlich als Außenseiter, im Vorfeld hieß es, dass die meisten Delegierten eher Gruhner unterstützen. Kuban hielt jedoch eine kämpferische Rede, mit der er die Delegierten offenbar überzeugte. Während seiner Ansprache wurde er mehrfach von lautem Applaus und "Tilman, Tilman"-Rufen unterbrochen.

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Bisher war Kuban Vorsitzender der JU Niedersachsen. Er hat Jura studiert und ist seit drei Jahren Leiter der Rechtsabteilung bei den Unternehmerverbänden Niedersachsen. Bei der Europawahl Ende Mai kandidiert er auf einem aussichtsreichen Listenplatz.

Kuban sieht sich selbst mit der Zeile "sturmfest und erdverwachsen" aus dem Niedersachsen-Lied gut beschrieben. Die CDU habe bei den Themen innere Sicherheit und Rechtsstaatlichkeit politische Flanken geöffnet, die endlich wieder geschlossen werden sollten, betonte Kuban. Er stehe für einen starken Staat und konsequente Abschiebungen ausländischer Straftäter oder abgelehnter Asylbewerber, sagte er vor seiner Wahl. Im Oktober 2015 war Kuban Mitunterzeichner eines Briefes von CDU-Politikern an die Kanzlerin, in dem Angela Merkels Kurs in der Flüchtlingspolitik heftig kritisiert wurde.

Gruhner hätte nur Übergangschef sein können

Beide Kandidaten griffen in ihren Bewerbungsreden den politischen Gegner scharf an. Es müsse verhindert werden, dass die Regierung mehr Geld für soziale Wohltaten ausgeben wolle als für Digitalisierung, sagte Gruhner. Kuban forderte eine harte Linie in der Innenpolitik: "Wer sich in unserem Land nicht an unsere Gesetze halten will, ist in unserem Land nicht willkommen."

Nach seiner Wahl rief Kuban die Junge Union zur Geschlossenheit auf. Es gebe nur eine Junge Union, die jetzt gemeinsam in eine Richtung laufen müsse, "weil der politische Gegner da draußen steht und nicht hier drinnen sitzt".

Gruhner wäre der erste Ostdeutsche an der Spitze der JU gewesen. Die solle seiner Meinung nach der "Stachel am Fleisch" für die Große Koalition sein. Er gilt als moderner Konservativer, manche vergleichen ihn mit Jens Spahn. Das liegt auch daran, dass er wie dieser homosexuell ist. In gesellschaftspolitischen Fragen hat Gruhner eher fortschrittliche Ansichten, in der Innenpolitik ist er ziemlich rigide. Er ist stolz darauf, Mitglied einer schlagenden Studentenverbindung zu sein.Gruhner ist allerdings schon 34 Jahre alt, deswegen hätte er nur ein Übergangschef sein können, denn in der JU gilt eine Altersgrenze von 35 Jahren.

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