KaDeBu:Behörden haben eigenes Kaufhaus - und nutzen es nicht

KaDeBu: Was in Behörden so benötigt wird, kann man alles im KaDeBu einkaufen - theoretisch.

Was in Behörden so benötigt wird, kann man alles im KaDeBu einkaufen - theoretisch.

(Foto: Alessandra Schellnegger)
  • Das KaDeBu, das Kaufhaus des Bundes, ist eine Einkaufsplattform extra für Behörden und ihre Bundesbediensteten.
  • Das Problem: Sie gehen lieber anderswo shoppen und kaufen so zwar günstiger, aber völlig unkoordiniert ein.
  • Das Kaufhaus soll nun attraktiver werden - dank eines Lockangebots.

Von Cerstin Gammelin

Flaggen, Fahnen, Schießschutzbrillen, Schmutzfangmatten, Handfesseln, Hilfsmittel zur Fahndung - spätestens bei Sichtung dieses Warensortiments wird klar, dass da ein Hörfehler vorliegen muss: Nicht im KaDeWe, dem legendären "Kaufhaus des Westens" in Berlin, wird dies und so einiges mehr angeboten und verkauft. Es geht vielmehr um das, was 2004 schlicht als Zentraleinkauf bundesdeutscher Behörden geschaffen und - wohl in Anlehnung an das glamouröse Vorbild - "Kaufhaus des Bundes" genannt wurde, man könnte es also auch als KaDeBu abkürzen. Die Mitarbeiter der Bundesbehörden sollten hier eigentlich günstig alles einkaufen, was sie fürs Büroleben und auf weiter Dienstflur benötigen.

Doch wie so oft im Leben klaffen Wunsch und Wirklichkeit auch hier weit auseinander. Denn die Bundesbediensteten, und das sind immerhin eine halbe Million, gehen nicht in ihrem Kaufhaus shoppen. Oder sie tun es zumindest viel zu wenig, so die Klage im Haushaltsausschuss des Bundestags. Deshalb müsse das Kaufhaus attraktiver werden. Denn laut Prüfbericht der Bundesregierung kauften die Behörden so unkoordiniert ein, dass es für den Bund letztendlich teurer kommt.

In ihrem Bericht bemängeln die Einkaufsaufseher jetzt, dass nur zwei Drittel der Bundesbehörden das KaDeBu "als Bezugsquelle" nutzen - und ansonsten individuell und aushäusig shoppen. Selbst mit "stark standardisierten" Produkten wie Büromaterial oder dem Briefversand binde das Kaufhaus die Kundschaft nicht zu hundert Prozent, wie es eigentlich gewünscht ist. Stifte, Blöcke und andere Utensilien für den Schreibtisch seien zwar gut nachgefragt, auch Büromöbel und Papierhandtücher. Ebenso Fahrzeuge, solange es sich um Serienmodelle und keine Spezialanfertigungen handelt. Doch das Geschäft könnte üppiger sein. Was jedenfalls gut läuft: die Bestellungen von technischen Gasen in Flaschen, Labor-Chemikalien - und Munition. Zwei Prozent der Bundesbehörden nutzen ihr Kaufhaus, um den Bedarf an Munition zu decken. Details, um welche Art Munition es sich handelt, sind nicht vermerkt.

Im Kaufhaus des Bundes, zu erreichen in Bonn, sortiert man mehr als 115 000 Produkte in 29 Kategorien. Die Bestellungen laufen ausschließlich online. Dass die Behördenmitarbeiter fremdshoppen gehen, sei langfristig teurer. Im Abschlussbericht "Beschaffung standardisierter Massengüter" ist das in kunstvollem Behördendeutsch ausgedrückt: "Die Annahme einer besonders kostengünstigen Beschaffung über das Kaufhaus des Bundes findet sich durch die Befragungsergebnisse insgesamt bestätigt."

Der Bericht warnt eindringlich davor, zu billig einzukaufen. Die starke Fokussierung auf den Preis berge "die Gefahr langfristig unwirtschaftlicher Beschaffungen", heißt es. Billige Ware halte nicht lange, Reparatur-, Beratungs- und Anwaltskosten machten sie umso teurer. Eine Empfehlung, wie mehr Kunden anzulocken wären, gibt es auch. Behörden, die beim Einkauf im KadeBu Kosten sparten, sollten die Differenz nicht allein im Bundeshaushalt belassen müssen, sondern die Hälfte davon zur eigenen Verfügung bekommen - so wie es in Österreich längst Praxis ist.

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