Deutschland:Die Luft in den Städten wird besser

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Die Feinstaubbelastung lag im Jahr 2018 in allen Ballungsräumen unter dem Grenzwert. Auch der Stickoxid-Ausstoß, für den vor allem Diesel-Autos verantwortlich sind, geht zurück.

Von Michael Bauchmüller und Wolfgang Wittl, Berlin/München

In vielen deutschen Städten ist die Luft 2018 besser geworden. Nach Zahlen des Umweltbundesamtes lag die Belastung mit Feinstaub in allen deutschen Ballungsräumen unter dem Grenzwert - erstmals seit dessen Einführung 2005. Auch bei der Stickoxid-Belastung melden viele Messstationen bessere Werte. Verzeichnete hier 2017 noch fast jede zweite Station an großen Straßen eine Überschreitung, waren es im vorigen Jahr 39 Prozent der Messstellen.

Zuletzt hatten bundesweit 65 Städte den Grenzwert nicht eingehalten; er liegt bei 40 Mikrogramm Stickoxid je Kubikmeter Luft. Den neuen Zahlen zufolge sind es nun noch mindestens 35 Städte. Dort werde die Gesundheit von Anwohnern weiter gefährdet , sagte Maria Krautzberger, Chefin des Umweltbundesamtes. "Die Hauptquelle ist der Straßenverkehr, und hier vor allem die Diesel-Pkw." Die Zahl der Städte dürfte aber steigen, denn von jeder dritten Station fehlen noch Daten.

Die Werte gingen zwar nicht überall zurück, im Schnitt aber um zwei Mikrogramm. So halten Halle und Ludwigshafen den Grenzwert nun knapp ein, Regensburg und Solingen landeten darunter. Den stärksten Rückgang verzeichnete die Landshuter Allee in München - eine der Messstellen mit den schlechtesten Werten. Hier fiel der Wert von 78 auf 66 Mikrogramm. Die Gründe sind noch ungeklärt.

Erst am Mittwoch war bekannt geworden, dass die Luft in vielen Teilen Münchens besser ist, als es bisherige Rechenmodelle ergaben. Messungen der Stadt hatten für viele Straßen weit günstigere Werte ergeben. Das sei zwar erfreulich, sagte Krautzberger. "Allerdings zeigen einige Straßen auch zu hohe Werte." Und trotz des Rückgangs an der Landshuter Allee sei die Luft "immer noch nicht sauber genug".

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) dagegen stellt auch die bisherige Praxis infrage, aus Messwerten per Hochrechnung Ergebnisse für weite Teile einer Stadt abzuleiten. "Hochrechnungen kann man bei Wahlen anwenden, aber sie sind offenkundig untauglich für Messungen", sagte er der Süddeutschen Zeitung. "Die Methodik war unglücklich." Dies werde sich ändern. Über die Ergebnisse der Münchner Überprüfung zeigte sich Söder "erfreut und verwundert zugleich". Die Zahlen lieferten den Beleg, dass Maßnahmen zur Luftreinhaltung zu wirken begännen. "Wir können jetzt nachweisen, dass Fahrverbote nicht verhältnismäßig sind", so Söder.

Im Streit um den Grenzwert meldete sich der Verband der Lungenfachärzte für Kinder und Jugendliche zu Wort. Er stütze den derzeitigen Grenzwert, heißt es in einer Erklärung des Verbands, der 900 Ärzte vertritt. In der Debatte komme die Schutzwürdigkeit besonders gefährdeter Gruppen zu kurz. Es sei "Kernelement ärztlicher Handlungsethik", Schäden zu vermeiden. Zuvor hatte eine Gruppe von 100 Lungenärzten Zweifel am Grenzwert geäußert. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) wandte sich nun an die EU-Kommission: Diese müsse sich "mit den vorgebrachten Zweifeln" auseinandersetzen und eine Neubewertung der Grenzwerte prüfen.

© SZ vom 01.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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