Deutschland:Chronik der Schande

Antisemitische Straftaten sind in Deutschland alltäglich, meist Schmähungen und Sachbeschädigungen. Immer wieder gab es aber auch schwere Straftaten gegen Juden. Eine Zeitleiste von 1970 bis heute.

Von Deniz Aykanat und Lukas Wittland

Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache: Antisemitische Straftaten sind in Deutschland an der Tagesordnung. 2018 wurden 1799 registriert, im Jahr davor waren es 1504 - ein Anstieg um 19,6 Prozent. Meistens sind es Bedrohungen und Beleidigungen, antisemitische Propaganda und Sachbeschädigungen. Doch immer wieder kam es auch zu spektakulären Straftaten - eine Chronik des Hasses auf Juden.

13. Februar 1970: Sieben Tote bei einem Brandanschlag auf ein jüdisches Altenheim in München. Bis heute sind die Täter nicht ermittelt.

August 1975: Paketbombenanschlag auf den Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde in Berlin, Heinz Galinski. Nach dessen Tod verüben unbekannte Täter im September und Dezember 1998 Sprengstoffanschläge auf Galinskis Grab in Berlin.

19. Dezember 1980: Der jüdische Verleger Shlomo Lewin und seine Lebensgefährtin Frida Poeschke werden in ihrer Erlanger Wohnung erschossen. Täter ist der Rechtsextremist Uwe Behrendt, ein Anhänger der verbotenen paramilitärischen "Wehrsportgruppe Hoffmann".

22. Februar 1992: Mord an der jüdischen Garderobiere Blanka Zmigrod in Frankfurt am Main. Erst 2018 wird der schwedische Rechtsterrorist John Wolfgang Alexander Ausonius als Täter zu lebenslanger Haft verurteilt.

29. August 1992: Sprengstoffanschlag auf das Holocaust-Mahnmal an der Putlitzbrücke in Berlin.

25. März 1994: Brandanschlag auf die Lübecker Synagoge. Erstmals brennt wieder ein jüdisches Gotteshaus in Deutschland. 1995 werden vier Männer aus der rechtsextremen Szene als Täter verurteilt.

27. Juli 2000: Bombenanschlag am S-Bahnhof Wehrhahn in Düsseldorf. Zehn Menschen werden durch eine Splitterbombe teils schwer verletzt. Im Juli 2018 spricht das Düsseldorfer Landgericht den Angeklagten S. frei. Der Anschlag bleibt unaufgeklärt.

November 2003: Vereitelter Angriff auf die Münchner Synagoge. Rechtsextremisten der neonazistischen Gruppe "Kameradschaft Süd" planen einen Sprengstoffanschlag bei der Grundsteinlegung des jüdischen Gemeindezentrums. Die Täter werden zu langjährigen Haftstrafen verurteilt.

23. Januar 2010: Brandanschlag auf das Haus der Demokratie im brandenburgischen Zossen, in dem eine Ausstellung zum Thema jüdisches Leben gezeigt wird. Ein Neonazi wird verurteilt.

17. Mai 2010: Brandanschlag auf die Wormser Synagoge.

29. August 2010: Anschlag auf eine Totenhalle des jüdischen Friedhofs in Dresden.

30. Oktober 2010: Anschlag auf die Synagoge in Mainz.

23. Januar 2011: Brandanschlag auf das Haus eines Israelis im brandenburgischen Gosen.

27. August 2018: Angriff auf ein jüdisches Restaurant in Chemnitz. Bei rechtsextremistischen Ausschreitungen sollen vermummte und schwarz gekleidete Täter ein jüdisches Restaurant mit Steinen, Flaschen und abgesägten Stahlrohren angegriffen haben und "Hau ab aus Deutschland, du Judensau" gerufen haben. Im Juni 2019 stellt die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen ein.

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