Deutscher Herbst:Früherer GSG9-Chef Ulrich Wegener ist tot

Deutscher Herbst: Ulrich Wegener auf einem Archivbild aus dem Jahr 2011

Ulrich Wegener auf einem Archivbild aus dem Jahr 2011

(Foto: imago stock&people)
  • Ulrich Wegener, der frühere Chef der Eliteeinheit GSG9, ist im Alter von 88 Jahren gestorben.
  • Wegener galt als führender Experte für Terrorismusbekämpfung.

Ulrich Wegener, der Gründer der Anti-Terror-Einheit GSG 9, ist tot. Er starb im Alter von 88 Jahren, wie Bild und Bonner Generalanzeiger melden, bereits am 28. Dezember.

Als in München im Sommer 1972 die beschwingte Stimmung der Olympischen Spiele in Angst und Schrecken umschlug, war die Polizei heillos überfordert,. Als palästinensische Terroristen, die sich selbst Kommando Schwarzer September nannten, israelische Sportler als Geiseln nahmen, waren die deutschen Sicherheitsbehörden zunächst ratlos.

Zwar standen Hunderte Polizisten bereit. Aber es fehlte ihnen an Einsatzplänen für solche Fälle. Die Beamten waren für Terrorlagen nicht ausgebildet, und am Ende geriet Olympia nicht nur zur Todesfalle für die israelischen Sportler, denen effektiv niemand zu Hilfe kam - sondern auch zu einem Debakel für die deutsche Polizei.

Nie wieder sollte sie sich derart blamieren, lautete in der Folge der klare Auftrag der Politik. Ulrich Wegener sollte dies sicherstellen. Der 1929 geborene Offizier des damaligen Bundesgrenzschutzes (heute: Bundespolizei) sollte die deutsche Polizei gegen den Terror rüsten, zu einer Zeit, als der linke Terror der Rote-Armee-Fraktion gerade erst begann und vom islamistischen Dschihad noch nicht die Rede war.

Drei Wochen nach dem Olympia-Attentat erhielt Wegener offiziell die Mission, die erste deutsche Anti-Terror-Einheit aufzubauen, die bis heute ihren bürokratischen Namen behalten hat: Grenzschutzgruppe - GSG - 9.

Wegner, 1929 im brandenburgischen Jüterbog geboren, hatte als junger Mann in der gerade gegründeten DDR ein Jahr im Gefängnis gesessen, weil er gegen das Regime Flugblätter verteilt hatte. Anfang der fünfziger Jahre flüchte er nach Westdeutschland, wurde Polizist und bewarb sich dann beim Bundesgrenzschutz.

Helfer beim Aufbau der Terrorabwehr

1972 wurden unter Wegeners Leitung rasch Polizisten zusammengezogen. Der damalige Bundesinnenminister Hans-Dietrich Genscher von der FDP gab ihm Rückendeckung. CDU-Mann Wegener war im Ministerium der Verbindungsoffizier des Bundesgrenzschutzes im Range eines Oberstleutnants gewesen.

Zu den bedeutendsten Einsätzen, die Wegener als Chef der GSG 9 verantwortete, zählt die erfolgreiche Befreiung der Passagiere der "Landshut", einer Lufthansa-Maschine, die 1977 von palästinensischen Terroristen in die somalische Hauptstadt Mogadischu entführt worden war. Operation Feuerzauber, wie die Beamten ihren Überraschungsschlag nannten, begründete später den Ruf Wegeners als unerschrockenen Anti-Terror-Kämpfer. Er selbst soll mindestens einen der Terroristen erschossen haben.

Der damalige Bundeskanzler Helmut Schmidt erklärte später einmal, er hätte seinen Rücktritt eingereicht, wenn die Befreiung misslungen wäre oder wenn zu viele Geiseln dabei getötet worden wären. Doch der Einsatz war erfolgreich. Zwar wurden drei von vier Geiselnehmern getötet, mehr als 80 Geiseln allerdings kamen mit dem Leben davon.

Ulrich Wegener blieb noch bis 1979 an der Spitze der GSG 9, in den Jahrzehnten danach begleitete er in verschiedenen anderen Funktionen den allmählichen Aufbau der deutschen Terrorabwehr. Wegener hinterlässt zwei Töchter.

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