Deutscher Chirurg von Ägyptens Ex-Diktator:Der Arzt, dem Mubarak vertraut

Seine "goldenen Hände" haben Ägyptens gestürzten Machthaber gerettet: Der Chirurg Markus Büchler hat im Frühjahr 2010 den kranken Hosni Mubarak operiert. Die Anwälte des gestürzten Diktators wollen den Mediziner nun nach Kairo einfliegen lassen - doch Büchler weigert sich.

Christina Berndt

Auf den Fluren der Chirurgischen Universitätsklinik in Heidelberg ist Arabisch zur oft gehörten Sprache geworden. Eigens beauftragte Dolmetscher kümmern sich um die Patienten aus dem Nahen Osten. Sie werden hier in besonders großer Zahl behandelt, seit im März 2010 der damalige ägyptische Präsident Hosni Mubarak als Patient nach Heidelberg kam. Kein anderer als Markus Büchler sollte ihn operieren. Und wenn es nach den Anwälten Mubaraks ginge, dann würde der 56-jährige Büchler nun nach Kairo fliegen, um den angeklagten Ex-Präsidenten zu untersuchen, der selbst nicht mehr ausreisen darf.

Hosni Mubarak

Anfang August begann der mit Spannung erwartete Prozess gegen Hosni Mubarak in Kairo: Der ägyptische Ex-Präsident wurde auf einem Krankenbett in den Gerichtssaal gebracht.

(Foto: AP)

Der Bauchchirurg Büchler ist Spezialist für Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse, und Eingriffe an diesem Organ gelten als besonders riskant. Schließlich enthält die kleine Drüse aggressive Verdauungssäfte, die auch geeignet wären, das eigene, menschliche Fleisch zu verdauen, wenn sie durch undichte Operationsnähte austreten. "Die Pankreaschirurgie ist hochgefährlich", sagt Büchler. Auch deshalb seien Patienten bereit, vor einem solchen Eingriff um die halbe Welt zu reisen. Von den "goldenen Händen", die ihm Bewunderer nachsagen, will er aber nichts wissen. Bescheiden betont er, dass "vieles im Leben übertrieben wird".

Deutschlands oberster Chirurg

Den Kontakt mit Mubarak, der im vergangenen Jahr immerhin drei Wochen in seiner Klinik lag, habe er durchaus als "hochinteressant und bereichernd" empfunden, erzählt Büchler. "Aber in erster Linie bin ich Arzt." All seine Patienten seien ihm gleich wichtig, betont er. "Auch die arabischen Patienten sind nicht anders als andere Menschen. Sie verhalten sich genauso. Sie brauchen Hilfe, wenn sie bei uns liegen, sie haben Angst wie jeder Patient."

Aber auch ganz sachlich betrachtet ist Büchler derzeit Deutschlands erster Chirurg. Seine Kollegen haben ihn zu ihrem Präsidenten gewählt. Sie loben sein Engagement, dem Fach endlich ein wissenschaftliches Fundament zu geben. "Wir wollen sagen können, dass wir eine Operation auf eine bestimmte Art durchführen, weil wir aufgrund von Studien wissen, dass es die beste Art ist", erläutert Büchler, "und nicht, weil wir es schon immer so gemacht haben."

Den nächsten Chirurgenkongress hat er unter das Motto "Chirurgie in Partnerschaft" gestellt. Damit bezieht er sich auf Ärzte anderer Disziplinen, aber auch auf die Pfleger. "Sie spielen in unserem Fach eine besonders große Rolle", sagt er. Denn die Patienten machten nach einer Operation oft eine Krise durch. Auch deshalb seien die Pflegekräfte so wichtig, müssten Ärzte mit ihnen auf Augenhöhe arbeiten. Die Öffentlichkeit interessiere sich immer für ihn, den "sozusagen gloriosen Chirurgen". "Aber dahinter stehen viele andere Personen." Büchler fordert seine Kollegen dazu auf, ihr Selbstverständnis zu überdenken.

Dass er sogar damit Erfolg haben wird, glauben viele. Büchler gilt als Macher, als einer, den auch schwierige Aufgaben nicht abschrecken. Es gibt allerdings Grenzen: Nach Kairo werde er jedenfalls nicht fliegen, versichert er. "Ich habe den Eindruck, dass ich instrumentalisiert werden soll als derjenige, der Herrn Mubarak verhandlungsunfähig schreibt." Die Operation von damals sei gut verlaufen, es gebe da nichts mehr für ihn zu tun.

Auch wenn Büchler die Transplantationsmedizin an seiner Klinik vorangetrieben hat und schon deshalb genau weiß, wie schnell der Straßenverkehr einen gesunden Menschen zum Organspender macht, hat er ein Faible für starke Motoren. Nicht umsonst schenkte ihm seine Abteilung zu seinem 50. Geburtstag vor sechs Jahren ein Fahrrad. Seither soll er vereinzelt damit gesehen worden sein.

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