Deutsche Kolonialgeschichte:Historische Schuld in Namibia

Zehntausende Herero und Nama starben durch die Besatzer aus den Deutschen Reich. Nun wird dieses Verbrechen aufgearbeitet: Bundesratspräsident Günther spricht sogar von einem "Völkermord".

Bundesratspräsident Daniel Günther (CDU) hat sich im südwestafrikanischen Staat Namibia zur Schuld deutscher Truppen an Verbrechen während der Kolonialzeit bekannt. "Die Schrecken, die Deutsche Anfang des 20. Jahrhunderts an den Menschen dieses Landes, insbesondere an den Herero und Nama verübt haben, bleiben unvergessen", sagte der schleswig-holsteinische Ministerpräsident nach Angaben der Kieler Staatskanzlei am Dienstag in der Hauptstadt Windhuk. "Die Folgen der damaligen Verbrechen wirken bis heute nach. Diese historische Schuld erkennen wir ohne Wenn und Aber an. Ich beuge mein Haupt vor Ihnen in Demut und Respekt." Günther sprach in einer Sondersitzung des Nationalrates, dem Oberhaus des namibischen Zweikammern-Parlaments.

Das Deutsche Reich war von 1884 bis 1915 Kolonialmacht im heutigen Namibia. Kolonialsoldaten sind für den Tod von Zehntausenden Herero und Nama verantwortlich. Die Volksgruppe der Herero hat vom Bundestag eine Entschuldigung für die von Deutschen begangenen Verbrechen verlangt. Die Nachfahren der Herero und Nama fordern von Deutschland auch eine finanzielle Wiedergutmachung. "Deutschland steht fest zu seiner Verantwortung vor der Geschichte", sagte Günther. "Auch wenn der Begriff erst später mit rechtlichen Normen unterlegt wurde - die damaligen im deutschen Namen begangenen Gräueltaten waren das, was heute als Völkermord bezeichnet würde." Beide Länder trenne und eine die Geschichte zugleich, sagte Günther. "Unsere Regierungen stehen zur Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit im konstruktiven Gespräch."

Er hoffe, dass es bald positive Ergebnisse gebe, die von beiden Seiten getragen werden sollten, sagte Günther nach seiner Rede vor Journalisten. Günther verwies auch auf heutige Gemeinsamkeiten zwischen Deutschland und Namibia bei Erfahrungen mit einer dezentralen, regionalen Politik, mit Föderalismus. Er sei sehr interessiert zu erfahren, wie Namibia seine vielfältigen 14 Regionen vereine. Günther lud eine Delegation des Nationalrates zu einem Besuch Deutschlands sein. Er sei im Nationalrat sehr respektvoll begrüßt worden und habe einen großen Willen wahrgenommen, die Beziehungen zu Deutschland zu vertiefen, sagte Günther.

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