Deutsche Einheit:Zweierlei Begeisterung

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Wie Innenminister Horst Seehofer und Matthias Platzeck das Jahr der friedlichen Revolution und der Wiedervereinigung feiern wollen.

Von Cerstin Gammelin, Berlin

Gefühlig ging es zu bei Horst Seehofer am Montag im Bundesinnenministerium. Der Minister hatte eingeladen, um zu verkünden, dass es ernst wird mit den Vorbereitungen für die Feierlichkeiten von 30 Jahren friedlicher Revolution und deutscher Einheit. "Für mich sind die friedliche Revolution, der Fall der Mauer und die Wiedervereinigung das Schönste, was ich in meiner fast 50-jährigen Laufbahn erlebt habe", sagte der CSU-Minister. Er werde diese Ereignisse nie vergessen, "sie haben mein Herz berührt". Bis August werde eine gerade gegründete Kommission Vorschläge erarbeiten, wie man die Jubiläen nutzen kann, um Ost und West in Deutschland einander anzunähern. Daran sei ihm auch persönlich gelegen.

Begeistert zeigte sich auch Matthias Platzeck, der neben Seehofer saß und die Kommission für die Vorbereitung des Jubiläumsjahres leitet. Der frühere Ministerpräsident von Brandenburg sprach von einem "deutschen Wunder", das vor 30 Jahren geschehen sei. Die Macher von einst sollten ihren "berechtigten Stolz" zeigen können. Die Feierlichkeiten sollten so organisiert werden, dass das Gemeinschaftsgefühl wachse.

Seehofer betonte, die Kommission, die er nachträglich mit 61 Millionen Euro hat ausstatten lassen, sei frei in ihren Ideen. Ihr gehörten Bürger an, die aus persönlichen Erfahrungen heraus dazu beitragen könnten, die Feiern bürgernah zu gestalten. Von den 22 Mitgliedern stammen 17 gebürtig aus Ostdeutschland, fünf aus dem Westen. Er hoffe, flachste Seehofer, dass das Geld nicht gleich nach dieser Quote aufgeteilt werde. Aber Platzeck - als SPD-Mitglied - verfüge ja über gute Beziehungen zum Finanzminister.

Platzeck verteidigte seine Idee, der friedlichen Revolution architektonisch ein Denkmal zu setzen, "als Identifikationspunkt für Ostdeutsche, die mal ihren Enkeln erzählen können, seht, das haben wir gemacht". Der aus Potsdam stammende Politiker sagte, aus seiner Sicht hätte "der 9. Oktober der Nationalfeiertag der Deutschen" werden müssen. Am 9. Oktober 1989 hatte die große Demo in Leipzig stattgefunden, die den friedlichen Umsturz eingeleitet hatte. "Das war der Kipptag, an dem sich alles entschieden hat. Es hätte damals auch anders ausgehen können" - doch das in Leipzig zusammengezogene Militär habe dann doch nicht eingegriffen.

© SZ vom 07.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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