Deutsche Bahn:Unsicher in der Provinz

Auf Nebenstrecken drohen größere Gefahren - weil es am Geld fehlt.

Von Markus Balser

Ohne sie rollt bei der Deutschen Bahn nichts: Fahrdienstleiter müssen jedes Mal zustimmen, wenn sich ein Zug in Bewegung setzt. Sie stellen die Weichen und Signale. Fehler dürfen sie sich dabei nicht leisten. Denn bei der Bahn, die gerne ein modernes Verkehrsmittel sein will, müssen viele wie vor 100 Jahren arbeiten - auf Sicht. Vielerorts fehlen wichtige elektronische Sicherheitssysteme, die folgenschwere Kollisionen wie zuletzt in Aichach oder Bad Aibling automatisch verhindern könnten.

Sicherheit geht vor. Das ist eigentlich die Grundregel im Eisenbahnverkehr. Während auf mancher Fernstrecke modernste Digitaltechnik zum Einsatz kommt, ist man in der Provinz davon oft weit entfernt. Viele Bahnhöfe und Trassen befinden sich in marodem Zustand. Per Hebel und Stahlseilzug werden nicht selten Signale aus Großvaters Zeiten bedient. Dass die schweren Unfälle von Aichach und Bad Aibling auf Nebenstrecken stattfanden, ist wohl kein Zufall. Warum in der Region noch immer 1200 Stellwerke nicht mit Warnsystemen ausgerüstet sind? Warum der Konzern in den nächsten fünf Jahren nur die Hälfte nachrüstet? Es liegt wie so oft bei der gerade klammen Bahn am Geld. Doch Bahn und Regierung müssen verhindern, dass zwei Welten entstehen. Die Bahn muss sicher sein - überall.

© SZ vom 06.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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