Deutsche Bahn:"Es sind Fehler gemacht worden"

Bahnchef Grube hat das Krisenmanagement seiner eigenen Mitarbeiter kritisiert. Politiker fordern indes eine angemessene Entschädigung für die Hitze-Opfer der Bahn.

Im Zusammenhang mit dem Ausfall von Klimaanlagen in zahlreichen ICE-Zügen hat sich Bahn-Chef Rüdiger Grube unzufrieden mit dem Krisenmanagement einiger Mitarbeiter gezeigt. "Es sind anscheinend Fehler gemacht worden", sagte Grube dem Spiegel.

Bahn bedauert Klimaanlagen-Problem in Zügen

Die Deutsche Bahn, hier ein Bild der Firmenzentrale in Berlin, gerät wegen des Hitze-Chaos in ICE-Zügen immer mehr unter Druck.

(Foto: dpa)

Die Staatsanwaltschaft und auch die Bahn untersuchten diese Fälle derzeit ganz genau. Die Wahrheit müsse "auf den Tisch". Für derartige Krisenfälle gibt es laut Grube klare Richtlinien, wie das Zugpersonal reagieren müsse. Dazu gehört demnach, den Wagen schnellstmöglich zum Stillstand zu bringen und zu versuchen, die Klimaanlage wieder in Gang zu kriegen. Falle sie total aus, müsse ein Ersatzzug organisiert werden. "Leider hat das in den bekannten Fällen ein paar Mal nicht geklappt. Hier müssen wir besser werden - keine Frage", sagte Grube.

Zugleich verwahrte sich der Bahn-Chef gegen eine pauschale Verunglimpfung des Zugpersonals. "Die machen einen sehr guten Job und genießen meine volle Unterstützung." Kritik übte Grube auch an den Herstellern. Jede der bislang von der Industrie ausgelieferten Baureihen hätten "ihre Macken gehabt", sagte Grube.

Gutscheine reichen als Entschädigung nicht aus

Indes fordern nach dem Fahrgastverband ProBahn fordern nun auch Koalitionspolitiker eine höhere Entschädigung für Hitze-Opfer der Deutschen Bahn. "Wir sollten in den nächsten Tagen gemeinsam mit dem Management überlegen, wie wir hier zu einem angemessenen Ausgleich kommen", sagte FDP-Politiker Patrick Döring der Rheinischen Post.

Bisher hat die Bahn Passagieren, die wegen ausgefallener Klima-Anlagen gesundheitliche Probleme hatten, Reisegutscheine im Wert von 150 Prozent des Ticketpreises gewährt. Der Verband ProBahn verlangte stattdessen Bargeld-Entschädigungen.

Die Gutscheine entsprächen nach Abzug der Fahrtkosten einer Entschädigung von nur etwa 50 bis 100 Euro, erklärte Döring. Das sei für Passagiere mit Gesundheitsschäden "nicht ausreichend". Auch der CDU-Verkehrspolitiker Thomas Jarzombek erwartete eine "kulantere Lösung in den nächsten Tagen".

n den vergangenen Tagen waren bei sommerlicher Hitze in einigen Fernzügen die Klimaanlagen komplett ausgefallen, weshalb die Waggons geräumt werden mussten. In einem drastischen Fall waren mehrere Fahrgäste kollabiert und mussten ärztlich versorgt werden.

Die Frage einer höheren Entschädigung dürfte auch Thema eines Krisentreffens am Dienstag werden: Bei dem Gespräch soll Bahn-Chef Rüdiger Grube Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer sowie den Verkehrsexperten der Bundestagsfraktionen die Pannenserie erläutern.

Ramsauer: Sparzwänge sind Ursache für Hitze-Chaos

Ramsauer sagte in einem Interveiw, er sehe die Ursachen für die Bahnmängel in den Sparzwängen des Konzerns wegen des vor Jahren geplanten Börsengangs. "Der heutige Bahnvorstand um Rüdiger Grube löffelt die Suppe aus, die von der alten Unternehmensführung vor Jahren eingebrockt worden ist", sagte Ramsauer in einem Interview mit dem Focus.

Zuerst gaben die früheren Bundesregierungen den Weg zum Börsengang vor. "Für dieses politische Ziel haben der frühere Bahnchef Hartmut Mehdorn und sein Aufsichtsratsvorsitzender Werner Müller die Bilanz der Braut fürs Börsenparkett geschmückt", sagte Ramsauer. "Ein Sparzwang war die Folge, um betriebswirtschaftliche Zahlen zu erzeugen, die den Börsengang ermöglichen sollten. Die eingebrockte Suppe muss nun ausgelöffelt werden."

Bahnchef Grube hatte am Freitag bestritten, dass die Hitzeprobleme etwas mit einem Sparkurs vor dem im Herbst 2008 geplanten und dann abgesagten Börsengang zu tun haben. Vielmehr habe die Bahn für die Wartung der Fernzüge in den vergangenen Jahren mehr ausgegeben, sagte er.

Grube hatte sich zuletzt bei den Bahn-Kunden für die Pannen entschuldigt. Zugleich schloss er aber nicht aus, dass es zu weiteren Temperaturproblemen in Zügen kommen könnte. Das Unternehmen gebe sich aber alle Mühe, dass es nicht zu weiteren Ausfällen der Klimaanlagen komme.

Als Folge der Klimaanlagen-Probleme kommt es offenbar auch zu ungewöhnlich starken Verspätungen bei Fernzügen. Der Hessische Rundfunk berichtete unter Berufung auf Bahnkreise, am Freitag und in den letzten Tagen seien nur knapp 70 Prozent der ICE- und IC-Züge pünktlich oder mit weniger als fünf Minuten Verspätung am Ziel angekommen. Am vergangenen Wochenende seien sogar nur 60 Prozent der Fernverbindungen nach Plan verkehrt. Normalerweise sind über 80 Prozent der Fernzüge pünktlich.

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