Deutsche Bahn:Aus dem Takt

Eine Reform der Bahn ist dringend nötig. Aber der Konzern darf nicht zum Spielball der deutschen Politik werden.

Von Markus Balser

Es ist gerade mal ein gutes halbes Jahr her, da feierte die Bahn-Spitze. Anlass waren die zusätzlichen Milliarden Euro aus dem Klimapaket, die die Bundesregierung zugesagt hatte. Der Konzern war damit zur komfortabel finanzierten Klimahoffnung des Verkehrssektors schlechthin avanciert. Doch nur zwölf Monate später ist aus dem Hoffnungsträger ein akuter Krisenfall geworden.

Dabei sind die leeren Züge nur ein Teil des Problems. Denn die Pandemie traf im Fall der Bahn auf einen Risikopatienten. Hohe Verluste in Krisensparten verhinderten schon vor der Corona-Krise, dass die Bahn mehr in ein besseres Angebot für die Passagiere investierte. Mit einem radikalen Reformvorschlag machen die Grünen nun klar, dass sie das Vertrauen in die Bahn verloren haben. Ihr Konzept bedeutet für die Eigenständigkeit des Milliardenunternehmens tiefe Einschnitte. Ginge es nach den Grünen, dann soll der Konzern künftig nicht einmal den eigenen Fahrplan bestimmen können. Übernehmen sollen das politische Gremien.

Ob das dem Kunden hilft, ist fraglich. Denn gerade die Politik ist für die Probleme mitverantwortlich. Sie hat der Bahn zu oft widersprüchliche Ziele diktiert. Mit der Bahnreform vor 26 Jahren sollte mehr Verkehr auf die Schiene kommen. Beim später geplanten und dann wieder abgesagten Börsengang ging es vor allem um höhere Gewinne. Eine Reform des Konzerns ist dringend nötig. Zu einem aber sollte die Bahn nicht wieder werden: zum Spielball der deutschen Politik.

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