Welche Richtung soll die Bahn einschlagen? Die Politik beantwortete diese Frage in den vergangenen Jahrzehnten ziemlich unterschiedlich. Mit der Bahnreform vor 26 Jahren sollte mehr Verkehr auf die Schiene kommen. Beim später geplanten und dann wieder abgesagten Börsengang ging es vor allem um höhere Gewinne. Nun soll die Bahn mit einem neuen Taktsystem im Halbstundentakt zwischen deutschen Metropolen das Klima schützen und immer mehr Passagiere transportieren.
Doch der Start in die neue Bahnära verläuft holprig. Verkehrsminister Andreas Scheuer verkündet - offenbar im Alleingang - die schnellere Einführung des Deutschlandtakts auf einer ersten Strecke schon Ende dieses Jahres und damit ein Jahr früher als bislang geplant. Dabei ist das System dafür offenkundig noch nicht bereit. Der nötige Ausbau der Trasse ist bis dahin kaum zu schaffen.
Weil der zuständige Minister einen schnellen PR-Erfolg sucht, müssen Güterzüge demnächst wohl stundenlange Umwege in Kauf nehmen. So aber wird es kaum gelingen, Verkehr von der Straße auf die Schiene zu holen. Zumal der neue Takt schon nach wenigen Monaten von einer Großbaustelle gestoppt wird. Wieder einmal wird deutlich, was die Bahn noch immer viel zu oft ist: ein Spielball der deutschen Politik.