Süddeutsche Zeitung

Deutsch-türkische Beziehungen:Deniz Yücel verklagt die Türkei

Ein Jahr lang saß der Journalist Deniz Yücel in der Türkei im Gefängnis und bezeichnet das als "unrechtmäßig". Nun will er eine Entschädigung.

Der Welt-Korrespondent Deniz Yücel klagt einer Journalistenorganisation zufolge auf Entschädigung für seine Inhaftierung in der Türkei. Wie die türkische Abteilung von Reporter ohne Grenzen am Mittwoch auf Twitter mitteilte, verlangt der deutsch-türkische Journalist eine Million Lira (derzeit etwa 132 000 Euro) Schadenersatz für seine "unrechtmäßige Inhaftierung". Demnach soll das Verfahren am 25. September vor einem Gericht in Istanbul beginnen. Yücel wird dabei von seinem Anwalt Veysel Ok vertreten.

Yücel war Mitte Februar nach einem Jahr Untersuchungshaft entlassen worden und nach Deutschland ausgereist. Dem Journalisten werden wegen seiner Artikel "Volksverhetzung" und "Terrorpropaganda" vorgeworfen. Auch nach seiner Freilassung geht das Verfahren gegen ihn weiter, die nächste Anhörung ist für den 20. Dezember angesetzt. Yücel und seine Unterstützer betrachten die Vorwürfe als politisch motiviert. Yücel ist sowohl deutscher als auch türkischer Staatsbürger.

Der Fall hat die deutsch-türkischen Beziehungen massiv belastet, doch hatte sich das Verhältnis zuletzt wieder verbessert. Erst vergangene Woche konnte die deutsche Übersetzerin und Journalistin Mesale Tolu ausreisen, die vergangenes Jahr ebenfalls mehrere Monate in U-Haft verbracht hatte. Auch nach Yücels Freilassung sitzen allerdings laut dem Auswärtigen Amt noch immer sieben deutsche Bürger aus politischen Gründen in der Türkei in Haft.

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SZ.de/AFP/fie/bepe
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