Deutsch-russische Beziehungen:Mit Putin handeln

Es gibt einen ganzen Katalog von Themen, die zwischen Russland und Deutschland strittig sind. Doch auch Russland braucht Verbündete, Putin wird sich eines Tages entscheiden müssen.

Stefan Kornelius

Nach den deutsch-russischen Gesprächen - den vermutlich letzten mit einem Präsidenten Putin - bleibt einmal mehr die Frage: Wie, bitteschön, kann man auf dieses Land, auf diesen Mann Einfluss ausüben? Es gibt ja einen ganzen Katalog von Themen, die zwischen Russland und Deutschland strittig sind.

Deutschland hat ein Interesse, dass Putin einer Verschärfung der Sanktionen gegenüber Iran zustimmt; Deutschland will Russlands Zustimmung zur Autonomie des Kosovo; Deutschland will russische Rohstoffe, aber bitte keine russische Rohstoff-Außenpolitik; Deutschland will mehr Menschenrechte und transparentere Verhältnisse in Moskau. Und was eigentlich will Putin?

"Investieren Sie in meinem Land'', sagt er. Na bitte, eine klare Aussage. Investieren kann man nur, wenn die Verhältnisse stimmen, wenn Vertrauen gegeben ist. Der Technologietransfer aus Westeuropa nach Russland ist enorm, das Interesse auch Putins an stabilen Beziehungen ist hoch.

Putin und sein Nachfolger - ob nun vergleichbar machtvoll ausgestattet oder nicht - müssen den Wunsch haben, diese Stabilität zu halten. Das positive Investitionsklima wird sich schnell drehen, wenn Putin in der falschen Ecke steht.

Auch Russland braucht Verbündete

Dort könnte er hineingeraten, wenn er etwa in Teheran von diesem Dienstag an eine anrüchige Freundschaft pflegt, oder wenn er auf dem Balkan Serbien in seiner Isolationshaltung bestärkt. Wird Putin einmal mit den falschen Freunden erwischt, wird sich sein Image und selbst das seines Nachfolgers drehen. Auch Russland braucht Verbündete, auch Putin wird sich eines Tages entscheiden müssen. Man muss ihm die Alternativen nur klar genug aufzeichnen.

© SZ vom 16.10.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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