Deutsch-Dänischer Krieg 1864: Als Österreich und Preußen gegen Dänemark marschierten

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Soldaten des preußisch-österreichischen Bündnisses nach der Erstürmung der Düppeler Schanzen am 18. April 1864.

(Foto: Süddeutsche Zeitung Photo)

Vor 150 Jahren griffen Österreicher und Preußen dänische Truppen an. Heute gedenken vor allem die Dänen des ersten der drei Kriege, durch die Otto von Bismarck gewaltsam seinen deutschen Nationalstaat schuf.

Von Oliver Das Gupta

Als der Fluß Eider überschritten wurde, war die Entscheidung gefallen: Am 1. Februar 1864 marschierten preußische und österreichische Truppen über die damalige jahrhundertealte Südgrenze des dänischen Herrschaftsbereichs. Es war der Beginn eines Krieges, der weitgehend unbeachtet bleibt angesichts des Ersten Weltkrieges, in dem das alte Europa 50 Jahre später untergehen sollte.

Der Deutsch-Dänische Krieg war auch vom preußischen Ministerpräsidenten Otto von Bismarck gewollt worden, er währte relativ kurz, war brutal wie jeder Krieg und kostete mit etwa 10 000 Toten vergleichsweise wenig Soldaten das Leben. Die Erstürmung der Düppeler Schanzen am 18. April brachte die Entscheidung. Preußen und Österreicher siegten über Dänemark, Schleswig kam unter preußische, Holstein unter österreichische Verwaltung.

150 Jahre später gibt es zahlreiche Veranstaltungen und Ausstellungen auf deutscher und vor allem auf dänischer Seite. Höhepunkt ist die Gedenkfeier am 18. April dieses Jahres in Dybbøl/Düppel, an der die dänische Königin Margrethe II. mit ihrem Mann, Prinz Henrik, und Dänemarks Premierministerin Helle Thorning-Schmidt teilnehmen werden. Geplant ist außerdem ein Gottesdienst, den die Bischöfin von Haderslev (deutsch: Hadersleben), Marianne Christiansen, und Gothart Magaard, Bischofsvertreter im Sprengel Schleswig und Holstein, halten werden.

"Wir wollen würdigen, dass die Ereignisse von 1864 Teil einer gemeinsamen dänisch-deutschen Geschichte sind, aber wollen gleichzeitig zeigen, dass Dänemark und Deutschland seit dem Krieg sehr enge Bände geknüpft haben", erklärte Carl Holst, Regionalratsvorsitzender der Region Syddanmark.

Das Gedenken ist auf dänischer Seite ungleich intensiver als auf deutscher, auch oder vielleicht gerade weil die Niederlage für das kleine Königreich einschneidende Veränderungen brachte. Während Nordschleswig nach dem Ersten Weltkrieg zu Dänemark zurückkehrte, gingen Südschleswig und Holstein für immer verloren.

Zum Jahrestag des Kriegsausbruchs startet der umfangreiche Reigen des Gedenkens. Den ersten Kanonenschlag des Krieges in der Schlacht bei Missunde an der Schlei kann die Gemeinde Kosel in ihrer Chronik verbuchen. Sie erinnert an diesem Sonntag in einer Gedenkstunde an die Ereignisse. Am kommenden Donnerstag bietet der sogenannte Oeverseemarsch Gelegenheit, an das Kriegsgeschehen zu erinnern. Von Flensburg aus geht es zum dänischen Denkmal in Sankelmark, wo der dänische Parlamentspräsident Mogens Lykketoft sprechen wird. Am Denkmal der Österreicher in Oeversee halten der schleswig-holsteinische Landtagspräsident Klaus Schlie und der Erste Präsident des Landtages der Steiermark, Franz Majcen, Reden.

In der kommenden Woche präsentiert das Danevirke Museum am einstigen dänischen Grenzwall eine GPS-basierte App, die einen Einblick in die ersten Tage des Krieges von 1864 ermöglicht. Politiker und Vereine treffen sich zu einer Parlamentarischen Veranstaltung "Das deutsch-dänische Grenzland - Inspiration für Europa" im Plenarsaal des Kieler Landtages.

1914 wurde das Siegesjubiläum gefeiert - dann kam der Weltkrieg

Ende Februar ist der Krieg dann sogar in Übersee Thema: Das Museum of Danish America in Elk Horn in Iowa (USA) zeigt die Ausstellung "Schleswig-Holstein: Turmoil on the Danish-German Border". Ein Foto- und Malwettbewerb in Esbjerg, Vorträge und Kurse an Volkshochschulen auf beiden Seiten der Grenze, eine Tagung des Landesarchivs Schleswig-Holstein und des Landsarkivet for Sønderjylland und ein internationaler Wirtschaftstag mit Verleihung des Deutsch-Dänischen Innovationspreises gehören zum weiteren Gedenkprogramm im Norden.

Auch das Stadtmuseum in Schleswig erinnert an den Deutsch-Dänischen Krieg und vor allem das Gedenken zum 50. Jahrestag. In der Ausstellung "50 Jahre nach Düppel - Schleswig am Vorabend des Ersten Weltkrieges" ist eines der ältesten Filmdokumente Schleswig-Holsteins nach Jahrzehnten erstmals wieder zu sehen.

Die 1914 im Auftrag der Stadt gedrehten Aufnahmen zeigen die "Befreiungsfeier", die 50 Jahre nach dem Krieg begangen wurde. Die Schleswiger waren von der Stadt zuvor aufgefordert worden, ihre Häuser festlich zu schmücken, Privatquartiere für Gäste bereitzuhalten, die Häuser zu illuminieren und Schaufenster zu dekorieren. Gefilmt haben die Brüder Pathé - Franzosen, gegen deren Heimat das kaiserliche Herr wenige Monate später in ein monströses Abschlachten zogen: den Ersten Weltkrieg.

Gezeigt werden außerdem Aufnahmen des Fotografen Charles Junod, der die österreichischen Truppen im Krieg begleitete und das verlassene Danewerk im Februar 1864 fotografierte: schneebedeckte Schanzen und erbeutete dänische Kanonen.

Damals hatte Bismarck seinen ersten Krieg gewonnen. Zwei weitere sollten folgen: Der Deutsche Krieg im Jahre 1866 gegen den bisherigen Kampfgenossen Österreich, ein Gewaltausbruch, der Preußens Vorherrschaft im damals vielstaatlichen Deutschland zementierte. 1871 schließlich, nach dem Deutsch-Französischen Krieg, hatte Bismarck mit Gewalt sein Ziel erreicht. Er regierte als Reichskanzler einen deutschen Nationalstaat - freilich unter preußischer Pickelhaube.

Seinen preußischen König Wilhelm I. nötigte Bismarck bei der Reichsgründung gehorsamst zur Annahme des Kaisertitels. Der Monarch soll später folgerichtig geseufzt haben: "Es ist nicht leicht, unter einem solchen Kanzler Kaiser zu sein".

Mit Material von dpa.

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