Despotendämmerung:Diktatoren unterm Damoklesschwert

Mubarak, Ben Ali und Kim Jong Il sind verhaftet, vertrieben oder tot. Aber noch immer gibt es Despoten, die ihr Volk brutal unterdrücken. Indes: Auch ihre Herrschaft wackelt. Eine Auswahl in Bildern.

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Despotendämmerung:Europas letzter Diktator

Alexander Lukaschenko lässt Wahlen fälschen und Oppositionelle beseitigen: Weißrusslands Präsident gilt als letzter Diktator Europas.

Quelle: REUTERS

Mubarak, Ben Ali und Kim Jong Il sind verhaftet, vertrieben oder tot. Doch noch immer gibt es Herrscher, die ihr Volk brutal unterdrücken - und doch auch ihre Herrschaft wackelt. Eine Auswahl in Bildern.

Alexander Lukaschenko lässt Wahlen fälschen und Oppositionelle beseitigen: Weißrusslands Präsident gilt als letzter Diktator Europas. Im Januar 2011 trat er - nach Protesten gegen mutmaßliche Wahlfälschungen - seine vierte Amtszeit an. Der Staatschef herrscht mit eisener Hand, Oppositionelle werden unterdrückt, weggesperrt, manche verschwinden. Laut einer polnischen Zeitung fürchtet Lukaschenko das "Anti-Putin-Virus" der Moskauer Demonstranten. Zu Recht: Auch in Weißrussland ist die Unzufriedenheit in den vergangenen Monaten dramatisch angestiegen.

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Despotendämmerung:Arabischer Dauer-Despot

Jemen Präsident Ali Abdullah Salih Rücktritt

Quelle: dpa

Ali Abdullah Salih hatte Glück: Der Präsident des Jemen, der für den Tod von unzähligen Regierungskritikern verantwortlich gemacht wird, wurde im Juni bei einem Bombenanschlag verletzt, aber überlebte. Der Autokrat hat sich in Saudi-Arabien auskuriert, von wo aus er die seit Monaten gegen ihn demonstrierende Opposition zum Narren hielt: Immer wieder kündigte Salih, der seit mehr als 20 Jahren an der Macht ist, seinen Rücktritt an. Voraussichtlich im Februar wird im Jemen gewählt - der brutale Staatschef soll im Gegenzug von Strafverfolgung verschont werden. Auch wenn er nicht mehr Staatschef sein sollte, dürfte Salih mitmischen: Seine Vertrauensleute und enge Familienmitglieder sitzen an den entscheidenden Schaltpositionen im Jemen.

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Despotendämmerung:Die Geißel Simbabwes

Seit mehr als 30 Jahren beherrscht Robert Mugabe Simbabwe

Quelle: AP

Seit mehr als 30 Jahren herrscht Robert Mugabe (links) über Simbabwe - und offenbar plant er, im Präsidentenamt zu sterben. Der 87-Jährige ist schwer an Krebs erkrankt, will aber 2012 noch einmal mit seiner Partei Zanu-PF eine Wahl gewinnen - und so aus der verhassten Koalition mit seinem Erzfeind Morgan Tsvangirai ausbrechen. Mugabe wurde anfangs vom Westen hofiert, er radikalisierte sich mit der Zeit. Der Mann mit dem Mini-Schnauzbart ist für diverse Massaker verantwortlich, er ließ die weiße Bevölkerung Simbabwes aus dem Land jagen und politische Gegner gnadenlos verfolgen und umbringen. Bisher hat noch niemand gewagt, sich gegen ihn zu erheben, obwohl die Wirtschaft Simbabwes kollabiert. Am gefährlichsten wäre es für Mugabe, die Unterstützung Chinas zu verlieren, das ihn seit Jahren unterstützt.

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Despotendämmerung:Der brutale Augenarzt

Baschar al-Assad Syrien Präsident

Quelle: AFP

Die Hoffnung, dass die Wucht des Arabischen Frühlings auch Bashar al-Assad gleich mit aus dem Amt treibt, hat sich bislang nicht bestätigt. Mehr als 5000 Menschen sind nach Schätzungen der Vereinten Nationen beim Volksaufstand gegen den syrischen Präsidenten in den vergangenen Monaten ums Leben gekommen. Sein vom Vater "geerbtes" Regime gilt als repressiv, politische Gegner werden gefoltert und umgebracht. Die Brutalität entfaltet sich erst recht bei der Bekämpfung der Aufständischen. Derzeit sollen Beobachter der Arabischen Liga den Abzug der Armee aus den Städten überwachen und sich ein Bild über die wahre Lage in den für Journalisten unzugänglichen Bürgerkriegsgebieten machen. Doch es mehren sich die Hinweise, dass der studierte Augenarzt Assad die Beobachter täuscht. Die Mission hat ohnehin einen zweifelhaften Ruf: Die Beobachter-Delegation wird angeführt von einem sudanesischen General, an dessen Händen ebenfalls Blut kleben soll.

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Despotendämmerung:Staatschef unter Völkermordverdacht

Sudan Präsident Al-Baschir

Quelle: dpa

Als erster amtierender Staatschef wird Omar Hassan al-Bashir per Haftbefehl vom Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag gesucht. Der Präsident des Sudan soll sich wegen Kriegsverbrechen und Völkermord in der sudanesischen Provinz Darfur rechtfertigen. Bei Massakern sollen dort mehrere Hunderttausend afrikanischstämmige Muslime getötet worden sein. Allerdings erkennen viele Staaten den Haftbefehl nicht an: China etwa lädt al-Bashir ganz offiziell zum Staatsbesuch.

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Despotendämmerung:Der religiöse Tyrann

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Quelle: AFP

Ayatollah Ali Chamenei ist der geistliche Führer und "Oberster Rechtsgelehrter" in Iran und damit - statt Präsident Mahmut Achmadinedschad - der eigentlich Herrscher im Mullah-Staat. In der Theokratie können die Bürger zwar wählen, allerdings behält sich die erzkonservative Führungsriege vor, unliebsame Kandidaten von der Wahl auszuschließen. Die Repression ist teilweise immens, die Zahl der Hinrichtungen soll laut Amnesty International weit über 300 liegen, teilweise erfolgen sie durch Steinigung. In Chameneis Staat ist es normal, dass Regierungskritiker, Frauenrechtlerinnen, couragierte Rechtsanwälte, aufmüpfige Journalisten und alle anderen, die dem Regime gefährlich werden können, eingesperrt und gefoltert werden. Manche verschwinden einfach spurlos.

Revolutionsführer Chamenei goutiert auch die Entwicklung des Atomprogramms, das offenbar zur Nuklearbewaffnung Irans führen soll. Ob der greise Geistliche noch lange die Strippen in Teheran zieht, ist unklar: Der religiöse Tyrann soll seit langem schwer krank sein.

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Despotendämmerung:Ex-Staatschef, der nach wie vor die Macht hat

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Quelle: AFP

Myanmar, das frühere Birma oder Burma, wird seit vielen Jahren vom Militär beherrscht und ausgebeutet. Kopf der Junta war bis Anfang 2011 General Than Shwe, der seit 1992 an den Schalthebeln der Macht saß und an einen jüngeren General abgab. Das Land ist rückständig, immer wieder fordern Naturkatastrophen viele Opfer, Aufstände von buddhistischen Mönchen wurden unterdrückt. Doch seit einiger Zeit erodiert die Herrschaft der Generäle, wobei sie nach wie vor die Demokratisierung bremsen: Grundrechte sind nach wie vor eingeschränkt, viele Regierungskritiker sitzen im Gefängnis.

Than Shwe ist zwar nicht mehr Staatschef, aber nach wie vor steht er der Armee vor. Er gilt als gesundheitlich angeschlagen. Möglicherweise könnte ihm der Reformeifer seines Nachfolgers gefährlich werden. Präsident Thein Sein versucht, sein Land aus der Isolation zu führen - und traf deshalb sogar mit Than Shwes Gegenspielerin zusammen: der bekannten Regimekritikerin und Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi.

© sueddeutsche.de/isch/luk
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