Süddeutsche Zeitung

Der Fall Zumwinkel:Blechschaden: Sind die Orden bald futsch?

Der frühere Post-Chef Klaus Zumwinkel wurde einst mit höchsten Staatsehren dekoriert. Nach seiner Verurteilung als Steuersünder sind die Orden wohl bald weg.

Oliver Das Gupta

Klaus Zumwinkel war einmal ein Star der Managergilde. Der zweifache Vater aus dem Niederrheinischen managte die Deutsche Post AG, viele Jahre lang.

Kanzler kamen, Kanzler gingen - und der promovierte Kaufmann krempelte den verstaubten Staatskonzern zum Global Player in Gelb um.

Deutschland war stolz auf Zumwinkel - und beeilte sich, den erfolgreichen Wirtschaftsführer zu ehren: Der Verein Deutsche Sprache kürte ihn zum "Sprachpanscher des Jahres", er erhielt den Denkpreis des Deutschen Instituts für Betriebswirtschaft und die Frankfurter Allgemeine würdigte Zumwinkel mit dem "Deutschen Image Award".

Natürlich stattete auch Vater Staat den Vorzeigemanager mit den höchsten Auszeichnungen aus: Den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen erhielt Zumwinkel 2007, schon sechs Jahre zuvor war ihm das Große Verdienstkreuz verliehen worden. Begehrtes Blech für die Vorbilder der Republik.

Zum Muster-Manager taugt der Steuerhinterzieher Klaus Zumwinkel nach seiner Verurteilung jedoch nicht länger - deshalb ist er seine Orden bald los.

Nach seiner Verurteilung wegen Steuerhinterziehung leitet das Bundespräsidialamt automatisch ein Verfahren ein, dass zum Verlust der höchsten Auszeichnung der Republik führen dürfte.

Ein Sprecher des Bundespräsidialamt bestätigte inzwischen im Gespräch mit sueddeutsche.de entsprechende Medienberichte zur üblichen Verfahrenspraxis. Zur Causa Zumwinkel selbst hielt sich das Präsidialamt bedeckt.

Bambi bleibt

Der Verlust der Auszeichnungen ist im Bundesgesetz über Titel, Orden und Ehrenzeichen, Paragraph 4 geregelt. Danach ist es nun am Präsidialamt, zunächst die schriftliche Urteilsbegründung des Landgerichtes Bochum zu begutachten.

Eine Gefängnisstrafe bedeutet den automatischen Ordensverlust, bei Bewährungsstrafen gibt die Urteilsbegründung den Ausschlag.

Im Klartext: Wichtig ist, ob der vorbestrafte "Ordensträger in der Öffentlichkeit noch als Vorbild" dient, wie es der Präsidialsprecher formuliert. In der Causa Zumwinkel ist kaum zu erwarten, dass der Bundespräsident Milde walten lässt - schließlich hat der vermögende Besitzer einer italienischen Burg nachweislich knapp eine Milllion Euro an Steuern hinterzogen.

Wenn eine Entscheidung gefallen sei, werde man den Betroffenen zunächst in einem Brief zur freiwilligen Rückgabe des Ordens auffordern, so der Sprecher. Bei Widerstand kann das Präsidalamt ein Ordensentziehungsverfahren einleiten.

Wie sueddeutsche.de erfuhr, hofft man auch in Nordrhein-Westfalen auf eine geräuscharme Lösung der Ordens-Causa. "Wir erwarten ein Signal, dass er den Verdienstorden freiwillig zurückgibt," verlautete aus Regierungskreisen.

Einer der letzten Prominenten, die das Bundesverdienstkreuz zurückgeben mussten, war der frühere VW-Personalvorstand Peter Hartz.

Wie sich der gefallene Held von der Post verhalten wird, ist noch unklar: Aus der Kanzlei von Zumwinkels Anwalt Hanns Feigen hieß es auf sueddeutsche.de-Anfrage lediglich: "Kein Kommentar".

Am Verlust seiner schönen Auszeichnungen wird auch Zumwinkels Schweigen vermutlich nichts ändern. Ein glänzender Trost bleibt dem Mann, auf den Deutschland einst so stolz war: Seinen Bambi darf er behalten.

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