Streitpunkt I: Stuttgart 21
Das wichtigste Thema war lange keines. Grüne und SPD sahen im Wahlkampf geflissentlich darüber hinweg, dass ihre Positionen im Streitfall Stuttgart 21 auseinanderklaffen: Die Öko-Partei will den milliardenschweren Tiefbahnhof mehrheitlich verhindern, die Sozialdemokraten sind grundsätzlich für den Neubau. Beide retteten sich lange mit der Aussage, man wolle das Volk entscheiden lassen. Aber auch hier lauern Probleme: Um einen Volksentscheid zu gewinnen, ist in Baden-Württemberg die einfache Mehrheit der Stimmen nötig, diese muss aber mindestens aus einem Drittel der Wahlberechtigten bestehen - das wären mehr als 2,5 Millionen. Das könnte fast so schwer sein wie eine Verfassungsänderung, bei der die Koalition auf die Stimmen aus dem bürgerlichen Lager angewiesen ist.
Die Grünen wollten deshalb nur eine informelle Befragung durchführen, wogegen sich die SPD aber erfolgreich sperrte. Ministerpräsident Winfried Kretschmann hofft deshalb wohl vor allem auf den Stresstest der Bahn: Der neue Bahnhof muss in einer Simulation beweisen, dass er tatsächlich mehr Kapazitäten hat als der bestehende Kopfbahnhof. Andernfalls könnte das Projekt teurer werden und die Grenze von 4,5 Milliarden Euro übersteigen. Dann, so die Hoffnung der Grünen, würde die Bahn wohl von selbst von dem Bau die Finger lassen.