Der arabische Aufbruch und die USA:Später Stolz der Bush-Krieger

Die Außenpolitiker des ehemaligen US-Präsidenten George W. Bush reklamieren Arabiens Revolution für sich. Sie seien es gewesen, die den Samen der Demokratie in Nahost gesät hätten - die Politik der Obama-Regierung war hingegen "irrelevant".

C. Wernicke

Den lauten Triumphalismus, mit dem sie 2003 den Einmarsch der US-Truppen in Bagdad begleiteten, meiden sie. Aber mächtig stolz klingt es schon, wenn sich jetzt die außenpolitischen Vordenker der Bush-Regierung zu Wort melden. Sie reklamieren ihren Anteil an der Geschichte - am Doppelsieg der Demokratie in Tunesien und Ägypten und am neuen Nahen Osten, von dem sie seit Jahren redeten.

Condoleezza Rice vor Ernennung zur Außenministerin

Das Team um George W. Bush reklamiert seinen Platz in den Geschichtsbüchern: Condolezza Rice weißt genauso wie der ehemalige Vize-Verteidigungminister Paul Wolfowitz darauf hin, dass ihre Politik mitverantwortlich für den demokratischen Aufbruch in der arabischen Welt sei.

(Foto: dpa/dpaweb)

Zum Beispiel Condoleezza Rice. Die Stanford-Professorin, die George W. Bush als Sicherheitsberaterin und Außenministerin diente, äußert sich am Mittwoch sehr freudig über "die Zukunft eines demokratischen Ägyptens". So lautet die Überschrift ihres Artikels in der Washington Post - und der beginnt mit drei Sätzen, in denen viermal das Wörtchen Ich auftaucht.

Eitel erinnert Rice an den Juni 2005 und eine (damals in der Tat viel beachtete) Rede, in sie der Amerikas tradierter Außenpolitik zu viel Nähe zu Arabiens Diktatoren vorwarf: "Seit 60 Jahren versuchen die Vereinigten Staaten im Nahen Osten Stabilität auf Kosten der Demokratie zu erreichen - und erreicht haben wir keines von beiden."

Offene Worte, die freilich bald verhallten. Als Hosni Mubarak von 2006 an die Daumenschrauben in Ägypten wieder anzog, war von Rice wenig zu hören. Jetzt macht sie wieder Mut. Die Weltmacht solle den jähen Wandel und die Brüche nicht fürchten, die da lauerten am Nil: "Diese Turbulenzen sind besser als die falsche Stabilität der Autokratie."

"Happy und besorgt"

Das sieht einer, der als ideologischer Kämpe des Irakkriegs die Region gehörig erschüttert hat, genauso: "Ja, ich bin happy - aber auch besorgt", sagt Paul Wolfowitz, der ehemalige Vize-Verteidigungsminister. Amerika müsse jetzt seine Kontakte zu Ägyptens Generälen nutzen, um den Übergang zur Demokratie abzustützen. Und dann gelte es, den Einfluss der suspekten Muslimbrüder einzudämmen. Was, das klinge wie O-Ton Obama? "Ach was, die Regierung war doch überfordert", spottet der Republikaner, "die USA waren in dieser Krise ziemlich irrelevant."

Das war früher anders, so Wolfowitz. Zu seiner Zeit, als er das Terrain bereitete für die US-Invasion gegen Saddam Hussein. "Zugegeben, das war kein Krieg im Namen der Demokratie", sagt der 67-Jährige. Und doch ist er überzeugt, dass der Waffengang in den Geschichtsbüchern als Beitrag für den neuen, freien Nahen Osten gewürdigt werden wird.

Wolfowitz gerät ins Schwärmen: "Ägypten und Irak, die beiden wichtigsten Länder als Demokratien - das wird völlig verändern, wie die Araber sich selbst sehen!" Und falls ein wenig davon auf ihn abfärbt - "auch schön".

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